Freitagspredigt

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Das menschliche Leben ist heilig, die Gebetsstätten sind unantastbar!
(20.10.2023)

Verehrte Geschwister!

Im Zentrum des Islams steht der ‚Mensch‘. Das Leben, das Eigentum, der Geist, die Religion und die Nachkommen des Menschen werden von unserer Religion geschützt, und jede Handlung, die ihnen schaden könnte, ist verboten.

Eine der Grundsätze, die geschützt, respektiert und beachtet werden müssen, ist die "Sicherheit des Lebens". Dieser Grundsatz wird im Heiligen Koran wie folgt ausgedrückt: „(...) wer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er die ganze Menschheit getötet hätte. Und wer einen am Leben erhält, so ist es, als ob er alle Menschen am Leben erhält.“[1]

Nach den Erzählungen, die uns der Koran überliefert, zog der Prophet Salomon mit seiner prächtigen Armee durch das Ameisental und sah, wie eine Ameise die Anderen wie folgt warnte: „O Ameisen! Geht in eure Nester, damit Salomon und sein Heer euch nicht unbemerkt zerquetschen!“[2] Diese Begebenheit gewährt all jenen, die an Salomon als Propheten glauben, die folgende wunderbare Botschaft: Egal, welche Macht und Mittel ihr habt, habt eine barmherzige Sittlichkeit, die nicht einmal eine Ameise wissentlich verletzt!

Verehrte Muslime!

Eines der Grundrechte, die der Islam schützt, ist auch der Schutz der Religion. Die Verse „Es gibt keinen Zwang im Glauben“[3] und „Wer will, der soll nun glauben, und wer will, leugnen“[4] sind die Verse, die die Grundlage der Religions- und Glaubensfreiheit bilden. Zur Religionsfreiheit gehört auch die Unverletzlichkeit der Heiligtümer und derer, die sie anbeten. Unser allmächtiger Schöpfer sagt: „Wenn Allah nicht einen Teil der Menschheit vor einem anderen Teil bewahrt hätte, wären die Klöster, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen der Name Allahs häufig genannt wird, zerstört worden (…)“[5]. Zudem rät dieser Vers, dass die Heiligtümer, die den gemeinsamen Wert der Menschheit darstellen, aus welchem Grund auch immer und wo auch immer sie sich befinden, nicht in böswilliger Absicht angetastet werden dürfen. Dieser Vers ist der deutlichste Ausdruck der Tatsache, dass die heiligen Stätten der Religionen und die Menschen, die dort Zuflucht suchen, selbst im Kriegsgeschehen nicht geschädigt werden sollten.

Verehrte Geschwister!

Getreu der prophetischen Lehre: „Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, sollte entweder ein nützliches Wort sprechen oder schweigen!“[6] sollten wir nach einem Leben streben, das auf ‚Nutzen‘ und nicht auf ‚Schaden‘ beruht. Wie die Ameise, die einen winzigen Tropfen Wasser in ihrem Mund trägt, um das Feuer der Unterdrückung zu löschen, müssen wir mit all unserer Kraft kämpfen, um das Feuer zu löschen, und nicht, um das Feuer zu schüren.

Verehrte Muslime!

Vergessen wir nicht, dass unser Prophet die Gläubigen mit einem Körper verglich, in dem, wenn ein Organ erkrankt, auch die anderen Organe Schmerzen und Qualen erleiden, die auf diese Krankheit zurückzuführen sind.[7] Wenn diese schrecklichen Ereignisse uns nicht beunruhigen und unser Herz nicht verletzen, sollten wir zuerst unser Gewissen und dann unseren Glauben befragen. Als Muslime sind wir fest entschlossen und unsere Haltung ist klar: Wir sind gegen jede Art von Unterdrückung und Gewalt gegen Menschen und heilige Stätten, die Menschen daran hindern, frei zu leben; unabhängig von ihrem Glauben und ihrer ethnischen Herkunft sind die Unterdrückten und Hilflosen unser Anliegen.

Aus diesem Grund berührt die jüngste Gewalt und das Blutvergießen, insbesondere im Nahen Osten, jeden gewissenhaften Menschen zutiefst. Wir verurteilen alle Arten von Angriffen auf Zivilisten, Frauen, Kinder, ältere Menschen, Patienten in Behandlung und medizinisches Personal, dessen einziges Ziel es ist, Menschen am Leben zu erhalten, unabhängig davon, wer die Täter sind.

Wir möchten an das Gewissen der internationalen Öffentlichkeit appellieren, damit sich ähnliches Leid nicht wiederholt: Lassen Sie uns nicht vergessen, dass wir als Kinder Adams Brüder und Schwestern[8] sind. Obwohl wir auf verschiedenen Kontinenten und in geografischen Gebieten leben, sollten wir nicht vergessen, dass wir die gleiche Luft atmen und uns an der gleichen Sonne wärmen. Lasst uns in diesen schwierigen und unruhigen Tagen zusammenkommen und sagen: "Nein zum Krieg! Ja zum Frieden! Nein zur Gewalt! Ja zum Frieden! O Allah; Verwandle unsere traurige Welt, die sich nach Frieden sehnt, in ein Land des Friedens. Führe die Familien wieder zusammen, die durch den Krieg auseinandergerissen wurden, o Allah. Wir wollen, dass nicht das Böse, sondern das Gutherzigkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit auf der Erde herrschen, Möge Allah es gewähren. Erbarme dich derer, die bei den abscheulichen Angriffen ihr Leben verloren haben, o Allah. Möge Allah denjenigen, die ihre Angehörigen verloren haben, Geduld gewähren. Möge Allah uns in Tätigkeiten einsetzen, die zum allgemeinen Frieden beitragen.
 

Die DITIB-Predigtkommission

 

[1] Maide; 5/32,
[2] Neml; 27/18
[3] Baqara; 2/256
[4] Kehf; 18/29
[5] Hadsch 22/40
[6] Buhari, Riqaq, 23
[7] Muslim, Birr, 17
[8] Ebu Davud, Edeb, 110-111

 

2023-10-20    


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