Freitagspredigt

Ein Mensch der Barmherzigkeit und der Vergebung, Muhammed (s.a.w.)

بِسْمِ اللهِ الْرَّحمَنِ الْرَّحِيمِ
 وَ مَا اَرْسَلْنَاكَ اِلََّا رَحمَةً لِلْعَالَمِينَ

Bismillahirrahmanirrahim

[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Und Wir sandten dich nur als Barmherzigkeit für die Welten.”

[Anbiya, Vers 107]

Verehrte Muslime,

vor der Zeit unseres Propheten hatten sich die Menschen von den meisten Wertvorstellungen verabschiedet. Statt Liebe, Respekt, Brüderlichkeit, Toleranz und Barmherzigkeit herrschten allenthalben Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Muhammed (s.a.w.) wurde nun in einer solchen Zeit und in eine solche Gesellschaft zum Propheten berufen. Mit den Werten und der Botschaft, die der Koran brachte und mit denen er die Zeit der Dschahiliyya, die vorislamische Zeit der Unwissenheit, hinter sich ließ, ward er den Menschen gesandt als Barmherzigkeit. Er sollte den Menschen diese Werte künden, sie ihnen vorleben und ihnen damit wieder den Weg leuchten.

So treffen wir ihn voller Liebe und Barmherzigkeit vor. Stets bedacht auf das Wohl der Menschen. Der selbst nicht kränkte, auch wenn er gekränkt wurde - stets mitleidvoll und barmherzig. Sein Name war und ist unwiderruflich verbunden mit Liebe, Respekt, Toleranz, Brüderlichkeit, Mitleid, Barmherzigkeit und Vergebung. Er hatte sich voll und ganz dem Dienst für den Menschen verschrieben. Schließlich war er der Prophet der Barmherzigkeit. So umschreibt ihn uns Allah, der Erhabene, selbst im Koran: “Und Wir sandten dich nur als Barmherzigkeit für die Welten.” [1]

Verehrte Gläubige,

Muhammed (s.a.w.) brachte der Gesellschaft, in der er lebte und in die er hineingesandt wurde, eine Atmosphäre der Liebe und des Vertrauens. Die Saat der Liebe und der Brüderlichkeit, die er hier auslegte, ging in kürzester Zeit auf. In seiner Liebe und Barmherzigkeit war er nicht zu überbieten. Beispiele hierfür ziehen sich durch sein ganzes Leben und durch alle Situationen des Lebens, sodass wir sie hier unmöglich alle aufzählen können. Da wären - um nur einige dieser Beispiele zu nennen - seine Liebe und Barmherzigkeit zu den Kindern. Seine Fürsorge für Waise, Bedürftige und Notleidende. Oder dass er den Frauen und Mädchen in einer Zeit, in der diese eher Randfiguren in der Gesellschaft waren, Wert beimaß und sie damit erhob in den Augen auch der Anderen. Mal hielt er sein Gebet kurz, weil er ein Kind weinen hörte. Ein anderes Mal erhob er sich im Gebet nicht eher von der Niederwerfung und blieb mit der Stirn so lange auf dem Boden, bis sein Enkelkind wieder von seinem Rücken abstieg. In Kriegszeiten wollte er gerade die Kinder und Frauen geschützt wissen und erließ entsprechende Befehle. Unvergessen auch die vielen Beispiele, da er selbst seinen ärgsten Feinden vergab.


Verehrte Muslime,

Muhammed (s.a.w.) war wie gesagt in einer Zeit zum Propheten berufen, da Unrecht und Unterdrückung grassierten. Er und seine Gefährten mussten so manche Ungerechtigkeiten und Schickane über sich ergehen lassen. Die Bewohner von Taif haben ihn gar als Antwort auf seine Einladung zum Islam mit Steinen beworfen. Sein Onkel Hamza und siebzig weitere seiner Gefährten fanden in der Schlacht bei Uhud den Märtyrertod. Auch ihn selbst wollte man töten und hat ihm einen Zahn ausgeschlagen.

Doch selbst angesichts all dieser Angriffe hatte er keine Rachegefühle und es kamen ihm selbst dann keine Verwünschungen über die Lippen. Im Gegenteil hat er sogar für ihre Rechtleitung gebetet. Denjenigen, die von ihm verlangten, dass er seine Widersacher verwünschen solle, entgegnete er: “Ich wurde nicht gesandt, um zu verwünschen, sondern als Barmherzigkeit.” [2] Und dabei betete er für sie wiefolgt: “O Herr, lass meinem Volk Rechtleitung zuteil werden, denn sie wissen nicht, was sie tun!” [3]

Verehrte Gläubige,

wir sind nun in unserer Zeit gefordert, uns nicht nur seine schönen Wesenszüge, seinen Charakter zum Vorbild zu nehmen, sondern auch seine Barmherzigkeit wie beschrieben. Wir sind gefordert, dieses Vorbild zu leben und weiter zu tragen an die Menschen.

Meine Predigt möchte ich an dieser Stelle beenden mit Vers 128, Sure Tawba: “Und es kam zu euch ein Gesandter aus eurer Mitte. Schwer fällt ihm eure Bedrängniss. Fürsorglich ist er für euch, gegen die Gläubigen gütig und barmherzig.”


[1] Anbiya, 21/107.
[2] Muslim, Birr, 87, Had. No: 2599.
[3] Buchari, Anbiya, 37.


Hasan SERÇE
Religionsbeauftragter der Eyüp Sultan Moschee in Bochum-Wattenscheid

2012-04-20    


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