بِسْمِ اللّهِ الرَّحْمَنِ الرَّحِيم
. اَللّٰهُ لَٓا اِلٰهَ اِلَّا هُوَۙ الْحَيُّ الْقَيُّومُ. الٓمٓۚ
وَقَالَ رَسُولُ اللّٰهِ صَلَّي اللّٰهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ:
الْمُؤْمِنُ مَأْلَفٌ، وَلَا خَيْرَ فِيمَنْ لَا يَأْلَفُ وَلَا يُؤْلَفُ.
„Jedes Leben zählt!“
(27.09.2024)
Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Der wertvollste Schatz, den der erhabene Allah uns geschenkt hat, ist das Leben. Das Leben ist die schönste Wiederspiegelung der Macht und Barmherzigkeit des erhabenen Allahs, des „Lebendigen“ (el-Hayy).1 Jedes einzelne der Geschöpfe ist ein Vers,2 d.h. ein Zeichen, das auf die Existenz des erhabenen Allahs hinweist. Allem voran sollte der Mensch als die Krone des Universums und alle Geschöpfe als herabgesandtes Zeichen3 akzeptiert werden. Schließlich ist jeder Mensch ein besonderer Teil dieses Ganzen. Der ungerechte Verlust eines einzigen Lebens ist daher gleichbedeutend mit der Vernichtung der gesamten Menschheit. Unser erhabener Schöpfer betonte die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens. Tötete man einen Menschen, so tötete man alle. Erhält man einen Menschen am Leben, so hat man alle gerettet.4 Jedes Leben ist unantastbar, unabhängig von Religion, Sprache oder ethnischer Herkunft.
Der Mensch ist nicht nur ein biologisches Wesen, das aus Fleisch und Knochen besteht. Er hat auch Gefühle, Gedanken, Verstand, Wille, Würde und Gewissen. Der Mensch gleicht einem Eisberg; seine äußere Erscheinung ist sichtbar, doch darunter verbirgt sich eine innere Welt. Diese innere Welt des Menschen blüht durch Liebe, Fürsorge, Gerechtigkeit und Güte auf und wird so zum Leben erweckt. Durch Hass, Erbarmungslosigkeit, Ungerechtigkeit und Bosheit versiegt sie und wird zur Wüste. Inwieweit sind wir uns dieser Realität bewusst? Erkennen wir, dass die Ausgrenzungen, Segregationen und Hassreden, denen wir täglich ausgesetzt sind, die gemeinsamen Werte der Menschheit erschüttern? Sicherlich erkennen wir das. Obwohl uns vieles möglich ist, überlassen wir die Verantwortung anderen und scheuen davor zurück, Schritte zur Lösung einzuleiten. Wir reden davon, dass wir Einheit und Eintracht brauchen, unternehmen jedoch keine konkreten Schritte, um diese zu verwirklichen.
Meine Geschwister!
Es liegt an uns allen, den Garten der Menschheit gemeinsam zu verschönern. Um dies zu erreichen, müssen wir als große Familie der Menschheit kommunizieren. Ohne Vorurteile müssen wir uns gegenseitig verstehen. Wir müssen die Türen unserer Herzen weit öffnen und einander gastfreundlich begegnen.
In diesem Sinne ist der „Tag der offenen Moschee“, der jedes Jahr in unseren Moscheen organisiert wird, eine hervorragende Gelegenheit, Brücken von Herz zu Herz zu bauen. Das Motto des diesjährigen „Tages der offenen Moschee“ lautet „Jedes Leben zählt!“. Im Rahmen dieses Mottos werden verschiedene Veranstaltungen in den Moscheen organisiert. Lassen sie uns am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, unsere nicht muslimischen Bekannten, unsere Nachbarn und Arbeitskollegen zu diesen Veranstaltungen in unsere Moscheen einladen. An diesem Tag wird der Fall der Mauer zwischen Ost- und Westdeutschland und die daraus entstandene Einheit gefeiert. Lassen sie uns an diesem Tag ebenfalls versuchen, die Mauern der Vorurteile zwischen dem Islam und den Menschen einzureißen. Lassen sie uns versuchen, soweit es uns möglich ist, soweit wir uns artikulieren können und so viel wie uns in unserer Macht steht, den belebenden Aufruf des Islam5 den Menschen näherbringen. Lassen sie uns die folgenden gesegneten Worte unseres Propheten (s) niemals vergessen: „Der Gläubige ist kontaktfreudig. Diejenige Person, die keine Nähe mit den Menschen eingeht und mit der keine Nähe eingegangen werden kann, taugt zu nichts.“6 Lassen sie uns – unabhängig davon, was auch immer unsere Glaubensüberzeugungen sein mögen – an die gemeinsamen Werte wie Liebe, Respekt, Toleranz, Frieden und Gerechtigkeit erinnern, die allem voran das „Menschsein“ erfordern und so einander die Hand reichen, damit eine noch schönere Welt errichtet werden kann.
Die DITIB-Predigtkommission
1 Koran, Al-i ʿImran, 3/2.
2 Koran, Schura, 42/29.
3 Koran, Dschathiye, 45/3-6.
4 Koran, Maide, 5/32.
5 Koran, Enfal, 8/24.
6 Ahmad b. Hanbel, Musned, II, 400.