Freitagsgebet

Unsere zwischenmenschlichen Beziehungen

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمٰنِ الْرَحِيمِ
اِنَّمَا الْمُؤْمِنُونَ اِخْوَةٌ فَأَصْلِحُوا بَيْنَ اَخَوَيْكُمْ وَاتَّقُوا اللهَ لَعَلَّكُمْ تُرْحَمُونَ

Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Gläubige sind wahrlich Geschwister. So versöhnt eure Geschwister miteinander und habt Ehrfurcht vor Allah. Auf dass ihr Barmherzigkeit erfahret.”

                                                                                                                                             [Sure “Hudschurat”, Vers 10]

Verehrte Muslime,

Allah schuf die Menschen auf die vortrefflichste Weise, und gab ihnen das Vermögen “Liebe” zu empfinden. Diese gehört zu den wichtigsten Gefühlen des Menschen und ist ihm eine geistige Kraft, die sich mehrt, je mehr er sie mit anderen Menschen teilt. Sie ist dem Menschen in seinen Beziehungen zu seinen Mitmenschen ein wichtiges Moment und unverzichtbar für ein gedeihliches Miteinander in Gesellschaft. Nicht umsonst betonen daher Koran und Sunna immer wieder, dass Muslime Geschwister sind und fordern sie dazu auf, diese geschwisterlische Verbundenheit und Liebe zu stärken. So heißt es hierzu im Koran: “Gläubige sind wahrlich Geschwister. So versöhnt eure Geschwister miteinander und habt Ehrfurcht vor Allah. Auf dass ihr Barmherzigkeit erfahret.” [1] - “Das Gute und das Üble sind einander nicht gleich. Wehr ab das Üble mit dem Guten. Und du wirst sehen, dass der, der dir Feind war, zum nahen Freund wird.” [2]  

Auch unserem Propheten (s.a.w.) war die Liebe und die geschwisterliche Verbundenheit unter den Muslimen von äußerster Bedeutung. So gemahnte er die Muslime dereinst: “Wenn ihr nicht richtig geglaubt habt, kommt ihr nicht in das Paradies. Und wenn ihr einander nicht liebt, werdet ihr nicht wahrhaft geglaubt haben. Soll ich euch verraten, was die Liebe unter euch vermehren wird? Verbreitet den Friedensgruß untereinander!” [3]

Verehrte Gläubige,

in einer Famile - aber auch in der Gesellschaft - gedeihen gegenseitige Anerkennung, Barmherzigkeit, geschwisterliche Verbundenheit und schließlich Frieden nur dank der Liebe, die hier herrscht. Es ist die Liebe, die die Eltern, aber auch andere Lebewesen die Strapazen der Kindererziehung ertragen lässt. Und auch in einer Gesellschaft herrschen Glück und Zufriedenheit in dem Maße, in dem sich die Individuen dieser gegenseitig respektieren und lieben. Oder, um es mit den Worten des türkischen Mystikers Mawlana zu sagen: “Liebe macht das Bittere hold, aus Kupfer gold, die Krankheit zur Erholung, das Verließ zur schönsten Wohnung, das Leid zur Gnade und Segen, was vorher Plage.”

Verehrte Gläubige,

die abnehmende Freundschaft unter den Menschen und damit einhergehend Hass, Wut, Gewalt und Feindschaft sind im Grunde zurückzuführen auf das Fehlen von Liebe. Denn gäbe es Liebe, würde sie die Wut und den Hass versiegen lassen. Sie würde feindschaftliche Gefühle vertreiben und diese nie wieder einkehren lassen.

Umgekehrt gedeihen alle Tugenden, alles Gute sowie Wohl und Heil und werden weiter entwickelt in einer Atmosphäre, in der Liebe und Anerkennung herrschen. Gegen die Krankheiten, an denen die Gesellschaft von heute leidet, wird wieder diese Liebe ankommen können. Denn wer sich von diesem Quell leiten lässt ist dagegen gewappnet und hält diese aus um des Wohlgefallen Gottes willen. Ohne diese Liebe und Aufrichtigkeit werden wir die verlangte Tugendhaftigkeit und das Ideal des in Charakter vollkommenen Menschen nicht erreichen können.


Wir sollten daher Platz machen in unseren Herzen für diese Liebe und uns mit der Inspiration des Islam von dieser leiten lassen. In Liebe zu Gott sollten wir schließlich unsere Herzen jedem öffnen.
Meine Predigt möchte ich an dieser Stelle beenden mit folgendem Hadis unseres Propheten (s.a.w.): “Gläubige sind in der Liebe, im Mitleid und in der Fürsorge füreinander wie ein einzelner Körper. Erkrankt eines der Organe dieses Körpers, werden auch die anderen in Mitleidenschaft gezogen und leiden an Schlaflosigkeit und Fieber.” [4]

[1] Hudschurat 49/10.
[2] Fussilet 41/34.
[3] Muslim, Iman, 93.
[4] Muslim, Birr, 18.

Predigtkommission DITIB Köln

2011-12-09    


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