Freitagspredigt

PDF-Dosyası Cuma Hutbesi (PDF)

Kultur und Ethik der wohltätigen Spende (Infaq)
18.11.2016

Meine verehrten Geschwister!
Ein Wert unter den unverzichtbaren Werten eines Muslimen wie das Gebet und das Fasten ist auch die wohltätige Spende (Infaq). Neben dem Gebet und dem Fasten ist die wohltätige Spende (Infaq) ein Wert unter den unverzichtbaren Werten eines Muslims. Infaq ist die Hilfe an bedürftige Personen, um dadurch das Wohlwollen Allahs zu erlangen. Aus dieser Sicht beinhaltet Infaq sowohl die obligatorische Pflichtabgabe (Zakat) , als auch jede freiwillige Art der Spende (Sadaqa).

Im gnadenreichen Koran wird mit der Aussage: “... (und) die an das Verborgene glauben, das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, ausgeben  ...”1 das Spenden als einer der grundlegenden Besonderheiten der gottesfürchtigen Muslime ‎nach dem Glauben an das Verborgene und dem Gebet aufgezählt. Außerdem ist i nteressant zu sehen, dass zwischen dem Spenden und dem zugeteilten Unterhalt eine Verbindung geknüpft wird.

Verehrte Gläubige!
Das Wohlwollen Allahs zu erlangen und zu den Gottesfürchtigen zu gehören ist das gemeinsame Ziel aller Muslime. Allerdings gibt es  beim Spenden -wie bei jeder anderen Sache auch- eine bestimmte Art und Weise . Der Muslim sollte  auf bedürftige Menschen achten, sie ernstnehmen und versuchen, sie zu erreichen. Jegliche Hilfe sollte nur zum Erreichen des Wohlwollens Allahs geleistet werden. Die geleistete Hilfe sollte weder erwähnt noch den Betroffenen vorgehalten werden. Solche Hilfen sollten nach Möglichkeit unbemerkt ausgeführt  werden und dürfen  nicht mit der Hoffnung auf irgendwelche Gegenleistung  verbunden sein.

Meine werten Geschwister!
Wenn wir auf die unzähligen Beispiele der sozialen Solidarität und gegenseitigen Hilfe in der islamischen Geschichte schauen, werden wir das Einfühlungsvermögen unseres geliebten Propheten  sehen, der nicht einschlafen konnte, bevor er die jeweils in seinem  Besitz befindlichen ein paar  Silbermünzen (Dirhem) an Bedürftige abgegeben hatte. Genauso können  wir die hohe Verantwortung des Gefährten Abu Bakr  betrachten, der nach Spende seines ganzen Besitzes auf die Frage des Propheten: “Was hast Du zu Hause gelassen?” folgendes antwortete: “Die Liebe zu Allah und seinem Propheten.”

Diese vom Islam eingeführte Spendenkultur hat heutzutage von ihrer Bedeutung nichts verloren.  Im Gegenteil hat sie bei Millionen von Menschen, die unterhalb der Hungergrenze leben, sehr  an Bedeutung gewonnen.  Allah sagte : „… damit das Reichtum nicht nur im Kreis der Reichen von euch bleibt…“ und hat dadurch jegliche Ausbeutung und Vorteilnahme verboten - Zinsen inbegriffen. Stattdessen lädt Allah die Menschheit dazu ein, seinen Besitz zu teilen und die Freude des Spendens zu erleben. Denn wir wissen, dass, wie im rezitierten Vers gesagt wird: „Diejenigen, die ihren Besitz bei Nacht und Tag, heimlich oder öffentlich ausgeben, haben ihren Lohn bei ihrem Herrn, und keine Furcht soll sie überkommen, noch werden sie traurig sein“3 werden.

Verehrte Gläubige!
Die gesellschaftliche Etablierung  des Respekts und der Liebe anstatt der Unterscheidung nach arm und reich, sowie die Etablierung der Geschwisterlichkeit anstatt von Hass und Groll ist durch die Aufrechterhaltung der Spendenkultur in der betreffenden Gesellschaft möglich.  Der Umgang der Gesellschaft mit Respekt und Liebe statt der Unterscheidung zwischen arm und reich, Geschwisterlichkeit statt Hass und Groll, werden gefördert, wenn in einer Gesellschaft eine Kultur des Spendens herrscht. Lassen sie uns deshalb  die unbeschreibliche Freude und das unbeschreibliche Glück erleben, bedürftige Menschen zu erfreuen indem wir von unserem Verdienst spenden. Vergessen wir nicht, dass die  wohltätige Spende (Infaq) das beste Grundkapital für das Jenseits ist. Ich beende meine Predigt mit der Übersetzung des edlen Verses: “O die ihr glaubt, fürchtet Allah. Und eine jede Seele schaue, was sie für morgen vorausschickt. Und fürchtet Allah; gewiß, Allah ist Kundig dessen, was ihr tut.”4

 

 

Rahmi Dönmez

Religionsbeauftragter, Schorndorf Moschee

 

 

1 Koran, al-Baqara 2/3

2 Koran, al-Haschr, 59/7

3 Koran, al-Baqara 2/274

4 Koran, al-Haschr 59/18

2016-11-18    


Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.

Archiv 2007-2008  | 2009-2010