Freitagspredigt

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Die Scham ist Teil des Glaubens
(16.09.2016)

 

Verehrte Muslime!

Scham bedeutet, “sich zu schämen und zu zögern”. Nach außen widerspiegelt sich das z. B. allgemein in Form von Erröten des Gesichts, den Kopf vorzuneigen oder die Augen wegzudrehen.

Der Islam möchte diese in der Natur des Menschen vorhandene Eigenschaft der Scham entwickeln; in Richtung der von Allah festgelegten Prinzipien formen und als eine mit der Persönlichkeit der Person vereinte Charaktereigenschaft fördern. Somit wird es noch einfacher werden, dass der Mensch das Richtige vom Falschen unterscheidet und sich von Handlungen und Aussagen fern hält, die sein Schöpfer als böse und schlecht einstuft und verbietet, sich von Verbotenem abwendet und an Erlaubtem festklammert, folglich wird es einfacher sein, die Erfordernisse der Religion einzuhalten.

Im rezitierten Vers wird auf die Bedeutung der Gottesdienste in Bezug auf die Schamhaftigkeit hingewiesen: “Verlies, was dir vom Buch geoffenbart wird und  verrichte das Gebet. Gewiß, das Gebet bewahrt vor Schandbarem und Verbotenem.”1

Geehrte Gläubige!

Der Gesandte Allahs sagte: “Jede Religion hat eine eigene Moral; und der Kern der Moral des Islam ist die Schamhaftigkeit.”2 Er förderte die Muslime, schamhaft in den Taten und Worten zu sein, indem er sagte: “Unverschämtheit verunstaltet wo und bei wem auch immer; Schamhaftigkeit dagegen verschönert wo und bei wem auch immer.”3

Ehrwürdige Gläubige!

Ein Mensch, der sich entsprechend der Situation verhält, weil er sich vor anderen schämt und vor ihrer Reaktion scheut, sollte wissen, dass der eigentlich durch Schamhaftigkeit zu Respektierende Allah selbst ist. Sich entsprechend des Ihsan-Prinzips zu verhalten, das heisst sich so zu verhalten und im Bewusstsein zu sein, als ob man sich jederzeit in Gegenwart und Beobachtung Allahs befindet, wird dazu verhelfen, dass man jederzeit und überall als ein frommer Gläubiger lebt.

Meine geehrten Geschwister!

Seit Generationen wurde Schamhaftigkeit auch in unserer Kultur als eine erhabene Tugend angesehen.

In der heutigen Gesellschaft, in der die ethischen Werte degenerieren, verliert die Schamhaftigkeit allerdings ihre Bedeutung. Obwohl in frühen Zeiten schamhafte Personen gelobt wurden, wird gegenwärtig das anstandslose Gerede und das Vorweisen von anstandslosen öffentlichen Verhalten seitens bestimmter Kreise als ein Zeichen von Mut und Selbstbewusstsein akzeptiert.

Jedoch degradiert der Verlust des Schamgefühls den Menschen als “ehrwürdigstes Wesen” und entwertet ihn. Es hebt den Respekt als die Grundlage des Zusammenlebens auf und führt zum Verfall der Gesellschaft. Aus diesem Grund wies unser Prophet (s) mit seiner Aussage hierauf hin: “Mach was du möchtest, wenn du dich nicht schämst!”4

Meine geehrten Geschwister!

Mit den folgenden Aussagen verwies unser Prophet (s) auf die Beziehung zwischen dem Glauben und der Scham, indem er sagte: “Die Scham ist das Anzeichen des Glaubens, und der Glaube führt zum Paradies. Verwerfliche Worte und Taten hingegen sind ein Zeichen von Unhöflichkeit und schlechtem Anstand. Und schlechter Anstand führt zur Hölle.”5 In einer anderen Überlieferung sagte er: “Der Glaube besteht aus mehr als siebzig Bruchstücken. Die Scham ist auch ein Teil des Glaubens.”6

So wie wir uns als Muslime an die ethischen Prinzipien halten, sollten wir auch den erforderlichen Wert darauf legen, schamhaftig zu sein. Kinder erlernen das Richtige und Falsche von ihrem Umfeld, worin sie heranwachsen. Deshalb sollten wir vor allem unseren Kindern die Schamhaftigkeit als ein Grundwert vermitteln und dessen Schönheit in ihren blitzblanken Sinn einprägen.

Unschuldige Kinder sollten wir nicht durch Belachen zur Anstandslosigkeit anspornen, die unanständige Worte von sich geben oder anstandsloses Verhalten aufzeigen.

Wir sollten wissen, dass die Scham für uns Gläubige der Schlüssel für ein Leben in Tugend und Ehre ist und den Glauben der Person wiederspiegelt sowie eine ethische Eigenschaft bildet, die ihn bei seinem Erschaffer, Allah, wertvoll macht.

 

Die DITIB-Predigtkomission

 

1 Koran, al-Ankabut, 29/45
2 Ibn Madscha, Zuhd,         
3 at-Tirmidhi, Birr, 47          
4 al-Bukhari, Anbiya, 54
5 at-Tirmidhi, Birr, 65
6 al-Muslim, Iman, 57

 

2016-09-16    


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