Freitagspredigt

Der Prophet als Ehemann und Vater

 بِسْمِ اللهِ الْرَحْمنِ الْرَحِيِمِ

وَ مَا أَرْسَلْنَاكَ اِلاَّ رَحْمَةً لِلْعَالَمِينَ

Bismillahirrahmanirrahim
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Und wir sandten dich nur als Barmherzigkeit für die Welten.”

[Sure “Anbiya”, Vers 107]

Verehrte Gläubige,

unser Prophet, der laut Koran als Barmherzigkeit für die Welten gesandt wurde, [1] ist uns für alle Lebenslagen ein Vorbild. In diesem Rahmen ist er uns auch in seinem Sein als Ehemann und Vater ein Vorbild.

Er glaubte an die Notwendigkeit, das Leben mit einem Ehepartner zu teilen und förderte das Eheleben, indem er selbst als Beispiel voran ging. Feinfühlig, vornehm und sensibel war er bei Schritt und Tritt. Er lebte der Gemeinde regelrecht vor, wie man ein guter Ehemann und Vater sein konnte. In einem seiner Hadise ließ er uns wissen, wie er seine Familie behandelte: “Der Beste unter euch ist der, der gut ist zu seiner Familie. Und was mich anbelangt, so bin ich derjenige unter euch, der seine Familie am besten behandelt.” [2]

Verehrte Muslime,

der Prophet hat Liebe, Respekt und Barmherzigkeit im Ehe- und Familienleben stets hoch gehalten. Auch sein Umgang mit seiner Familie zeigt uns, wie bescheiden er war. Gefragt danach, wie sich der Prophet im Hause verhielt, sagte seine Ehefrau Aische: “Wenn der Prophet sein Haus betrat, verhielt er sich wie jeder andere Mensch. Weder verhielt er sich, als sei er etwas Besonderes, noch zog er sich zurück. Er konnte seine eigene Kleidung flicken und wenn es sein musste, half er auch seinen Ehefrauen bei der Hausarbeit. Er erledigte Einkäufe und trug alles selbst nach Hause. Wenn die Prophetengefährten ihn baten, ihm helfen und seine Sachen tragen zu dürfen, so erwiderte er nur: ‘Jeder sollte seine Last selbst tragen!’” [3]

Verehrte Gläubige,

der Prophet war auch ein Vater. Er gab seinen Kindern schöne Namen, so wie er sie gut erzog, stets für sie betete und sich stets mit ihnen beschäftigte. Ja selbst nachdem sie geheiratet hatten, hat er es nicht versäumt, sich derart um sie zu kümmern. So kam er zum Beispiel noch sechs Monate, nachdem seine Tochter Fatima geheiratet hatte, in ihr Haus und hat das junge Ehepaar zum Morgengebet geweckt. [4] Wie jeder andere Vater auch, freute er sich, wenn seine Kinder zur Welt kamen und war traurig, wenn sie starben. Als Rafi ihm die Botschaft der Geburt seines Sohnes Ibrahim brachte, beschenkte er ihn. Ibrahim verstarb jedoch, als er sechzehn Monate alt war. Als ihm nach dem Tod seines Sohnes Tränen über die Wangen rannen, und sie ihn fragten: “Ja weinst denn auch du, o Gesandter Gottes?”, antwortete er nur “Dies ist ein Ausdruck der Barmherzigkeit. Unser Auge weint. Unser Herz ist traurig. Aber niemals werden wir ein Wort sagen, das unserem Herrn nicht gefallen wird. O Ibrahim, dein Abschied hat uns wirklich tief betrübt.” [5]

Verehrte Gläubige,

unser Prophet Muhammed (s.a.w.) war ein gewissenhafter und sensibler Ehemann, ein barmherziger und liebevoller Vater und Großvater, ein bescheidener Freund und ein vorbildlicher Verwandter. Auch hierdrin wurde er uns ein Vorbild und ist es immer noch. Uns obliegt es nur, diesem Weg, den er uns aufgezeigt hat, auch zu folgen und unser Familienleben sowie unser Leben überhaupt nach seiner Wegweisung zu richten.

Die heutige Predigt beende ich mit zwei Hadisen unseres Propheten Muhammed (s.a.w.), die vom Prophetengefährten Enes überliefert wurden. Zehn Jahre lang diente Enes dem Propheten. Seine Überlieferungen beschreiben das Familienleben des Propheten anschaulich:

“Zehn Jahre lang stand ich im Dienst des Propheten. Bei Allah, nicht ein mal sprach er zu mir ein Wort der Zurechtweisung. Noch hat er mich in irgendeiner Angelegenheit getadelt und gefragt, wieso ich dass denn so gemacht hätte.” [6]

“Niemals sah ich Jemanden, der barmherziger war zu seinen Familienmitgliedern und zu seinen Kindern als den Propheten Muhammed (s.a.w.).” [7]

[1] Anbiya, 21/107.
[2] Tirmizi, Menakib, 63; Ibn Madscha, Nikah, 50.
[3] Tirmizi, Schemail, S. 57.
[4] Taberi, Dschami’ al-Bayan, XXII, 6.
[5] Buchari, Dschenaiz 44; Muslim, Fedail 62; Abu Dawud, Dschanaiz, 28.
[6] Muslim, Fedail, 51.
[7] Muslim, Fedail, 63; Ahmed b. Hanbel, Musned, III/112.

Muharrem Kuzey
Religionsbeauftragter DITIB Köln

2011-04-22    


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