Freitagspredigt

Die Frau im Islam

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

 فَاسْتَجَابَ لَهُمْ رَبُّهُمْ اَنِّي لَا اُضِيعُ عَمَلَ عَامِلٍ مِنْكُمْ مِنْ ذَكَرٍ اَوْ اُنْثٰى بَعْضُكُمْ مِنْ بَعْضٍ

Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
„Und ihr Herr antwortete ihnen: ‘Siehe, ich lasse nicht verloren gehen das Werk des Wirkenden unter euch, sei es nun Mann oder Frau. Die einen von euch sind von den anderen.’”
[Sure Āl Imrān, Vers 195]


Verehrte Muslime,

die Frau ist im Islam eigenständiger Gegenstand der göttlichen Ansprache. Damit auch eigenständiges Individuum und eigenverantwortlich für ihre Taten: handelt sie Gutes, wird sie hierfür entlohnt. Handelt sie jedoch Übles, was nicht wünschenswert ist und vom Schöpfer nicht gewollt, so wird sie hierfür wieder selbst in Verantwortung gezogen. So heißt es hierzu im Koran: „Und ihr Herr antwortete ihnen: ‘Siehe, ich lasse nicht verloren gehen das Werk des Wirkenden unter euch, sei es nun Mann oder Frau. Die einen von euch sind von den anderen.’” [1]

Verehrte Gläubige,

denn Allah unterscheidet die Menschen nicht nach Geschlecht oder Reichtum. Für Ihn können wir einander einzig mit unserer Frömmigkeit übertreffen, ganz wie im Koran geheißen: „O ihr Menschen! Wahrlich, wir schufen euch aus einem Mann und einer Frau und machten euch zu Völkern und Stämmen, auf dass ihr einander kennen lernet. Bei Allah ist nun derjenige unter euch der Ehrwürdigste, der am frömmsten ist und die meiste Ehrfurcht vor Ihm hat. Wahrlich, Allah ist wohl wissend und kundig über alles.“ [2] Und auch unser Prophet (saw) wies dereinst in diese Richtung: “Allah schaut weder auf eure Äußerlichkeiten, noch auf euren Besitz. Aber Er schaut auf eure Herzen und eure Taten.” [3]

Verehrte Brüder und Schwestern,

der Prophet (saw) gemahnte die Gläubigen in seiner Abschiedspredigt auch nochmals im Bezug auf die Rechte der Frauen. Sie sollten nicht vergessen, dass die Frauen ihnen von Allah anvertraut waren und sie diese zu obhüten hatten: „O Allah! Zwei schwache Gruppen gibt es. Wahrlich ich warne eindringlich davor, ihre Rechte zu verletzen: Waise und Frauen.“ [4] Sein Lob galt in diesem Sinne denjenigen, die ihre Frauen gut behandelten. “Der beste unter euch ist derjenige, der seine Ehefrau gut behandelt”, [5] ließ er die Gläubigen wissen, und hielt sie damit  hierzu an.

Verehrte Gemeinde,

unser Prophet (saw) ließ es in dieser Angelegenheit nicht nur mit seinen Ermahnungen auf sich beruhen. Nein, er ging hier vielmehr auch selbst mit gutem Beispiel voran. Seinen Ehefrauen hat er stets einen hohen Wert beigemessen. Bei Bedarf hat er sie konsultiert, ihnen im Haushalt geholfen, sie in religiösen Fragen unterwiesen oder sich auch einfach nur mit ihnen unterhalten. Er konnte aber auch spaßen mit ihnen, sich mal einen Scherz erlauben unter Eheleuten. Einfühlend und barmherzig, zuvorkommend und feinfühlig, so wird sein Umgang mit ihnen beschrieben, stets sie bedenkend, ihnen Liebe und Zuwendung schenkend.

Verehrte Brüder und Schwestern,

auch die Kinder unterschied der Prophet (saw) nicht nach ihrem Geschlecht. Er behandelte Mädchen wie Jungen gleich und mit gleicher Gerechtigkeit. Der Dialog mit seiner Tochter Fatima (r.a.) ist hier bemerkenswert. Seine Ehefrau Aischa (r.a.) überliefert ihn uns wie folgt: “Ich sah niemanden, der dem Gesandten Allahs in jeder Hinsicht mehr ähnelte, als Fatima. Wenn Fatima zum Propheten hereintrat, stand er für sie auf, küsste sie und gab ihr seinen Platz zum sitzen. Kam der Prophet zu Fatima herein, so stand auch Fatima auf, küsste ihn und ließ ihn auf ihrem Platz sitzen.” [6] Diese Szene zeigt uns, dass der Prophet Töchter nicht etwa als minderwertig ansah, ja dass er sie sogar besonders wertschätzte.

Seine Barmherzigkeit und sein Einfühlungsvermögen im Umgang mit seinen Frauen und Töchtern lehrte die Gläubigen, es ihm gleich zu tun. Ihnen die Achtung und die Liebe zukommen zu lassen, die ihnen als Ehefrau, Tochter oder Mutter ihrer Kinder zustand. Und so sind auch die Muslime unserer Tage aufgerufen, hierdrin dem Vorbild des Propheten (saw) zu folgen und hochzuhalten den Stellenwert, den der Islam den Frauen brachte.

[1] Āl Imrān, 3/195.
[2] Hudschurāt, 49/13.
[3] Muslim, Birr, 33; Ibn Mādscha, Zuhd, 9;
[4] Ibn Mādscha, Adab, 6, II, 1213; Ahmad b. Hanbal, Musned, 2/439.
[5] Tirmizī, Radā’, 11; Ibn Mādscha, Nikāh, 50.
[6] Abū Dāwūd, Adab, 144; Tirmizī, Menāqib, 60.

Nagihan Kocadağ
Religionsbeauftragte der DİTİB Selimiye-Moschee in Dinslaken


2013-03-08    


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