
2025-12-01 | Nachricht
MoscheeForum beendet Ehrenfelder Gesprächsreihe Religion 2025 mit Prof. Dr. Mathias Rohe in der Zentralmoschee Köln
Am 28. November 2025 hat das MoscheeForum im Ausstellungssaal der Zentralmoschee Köln die letzte Veranstaltung der Ehrenfelder Gesprächsreihe Religion im Jahr 2025 organisiert. Gesprächspartner des Abends war der Jurist und Islamwissenschaftler Prof. Dr. Dr. h.c. Mathias Rohe, Gründungsdirektor des Erlanger Zentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Unter dem Titel „Religion und Recht des Islam im deutschen Rechtsstaat“ beleuchtete er das Verhältnis von islamischer Religionspraxis und deutschem Verfassungsstaat. Mit über 100 Teilnehmenden aus der Kölner Stadtgesellschaft stieß der Abend auf großes Interesse und zeigte, wie sehr differenzierte Debatten zu Islam und Rechtsstaat weiterhin nachgefragt sind.
Durch das Programm führte Ahmet Deveci aus dem Team des MoscheeForums, der die Gäste begrüßte, in die Ziele der Gesprächsreihe einführte und die unterschiedlichen Programmpunkte des Abends miteinander verband. Als Hausherr richtete der DITIB-Generalsekretär und Theologe Eyüp Kalyon das Grußwort an die Anwesenden. Er betonte die Aktualität des Themas für Deutschland und hob hervor, wie wichtig es sei, Räume zu schaffen, in denen Religion und Rechtsstaatlichkeit gemeinsam, konstruktiv und auf Augenhöhe diskutiert werden können. Kalyon machte deutlich, dass sich der DITIB-Bundesverband seit vielen Jahren mit Fragen an der Schnittstelle von Staat, Gesellschaft und Politik auseinandersetzt – etwa beim Moscheebau, bei Seelsorge-Angeboten oder beim islamischen Religionsunterricht – und zugleich bemüht ist, seine rund 862 Moscheegemeinden in Deutschland strukturell zu unterstützen.
In diesem Zusammenhang verwies Kalyon auch auf zahlreiche Berührungspunkte mit der Arbeit von Prof. Rohe. Dieser hat im Auftrag des Hessischen Kultusministeriums mehrere Gutachten zum islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen in Hessen erarbeitet, der in Kooperation mit dem DITIB-Landesverband Hessen durchgeführt wird. In diesen fachlichen Stellungnahmen untersucht Rohe unter anderem die verfassungsrechtlichen Grundlagen eines bekenntnisorientierten islamischen Religionsunterrichts, die Frage der Unabhängigkeit des Landesverbandes vom türkischen Staat, die Rolle von DITIB als möglicher Religionsgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes sowie die konkreten Strukturen der Zusammenarbeit mit dem Land Hessen. Die Gutachten bildeten und bilden eine wichtige Grundlage für politische Entscheidungen in Hessen und stehen zugleich beispielhaft für die Rolle wissenschaftlicher Expertise im Umgang mit Islamfragen im Rechtsstaat.
Im ersten inhaltlichen Teil des Abends entfaltete Prof. Rohe die Grundlinien des deutschen Religionsverfassungsrechts und ordnete den Islam in dieses Gefüge ein. Er erläuterte, wie der säkulare Rechtsstaat einerseits religiöse und weltanschauliche Neutralität wahrt und andererseits die individuelle und kollektive Religionsfreiheit schützt. Anhand ausgewählter Beispiele zeigte er, wo islamisch geprägte Normen und Lebenspraxen im Alltag auf deutsches Recht treffen – etwa in Familien- und Statusfragen, beim Moscheebau oder bei Fragen religiöser Symbole – und wie solche Situationen rechtlich eingeordnet werden. Dabei wurde deutlich, dass der Rechtsstaat keinen Sonderweg für Religion vorsieht, wohl aber Wege eröffnet, religiöse Bedürfnisse mit den Grundrechten und Schutzpflichten des Staates in Einklang zu bringen.
An den Vortrag schloss sich ein Podiumsgespräch an, in dem Dr. Zekeriya Altug, DITIB-Abteilungsleiter für Gesellschaft & Institutionelle Zusammenarbeit, mit Prof. Rohe zentrale Aspekte vertiefte. Dabei ging es unter anderem um die praktische Relevanz des Religionsverfassungsrechts für Moscheegemeinden, um Vertrauen und Transparenz im Verhältnis zu staatlichen Institutionen sowie um Chancen und Herausforderungen des islamischen Religionsunterrichts in Kooperation mit muslimischen Verbänden. Dr. Altug griff dabei verschiedene Punkte aus den Ausführungen von Prof. Rohe auf und übertrug sie in die konkrete Praxis der Verbandsarbeit und der Gemeindearbeit. Nach einigen orientierenden Fragen eröffnete er das Gespräch auch für das Publikum: Die Gäste nutzten ausgiebig die Gelegenheit, eigene Fragen zu stellen und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Der Abend klang in offener Atmosphäre bei Tee, Kaffee und Gebäck aus. Viele Besucherinnen und Besucher blieben noch, um den Austausch mit den Referenten, mit Vertreterinnen und Vertretern von MoscheeForum und DITIB sowie untereinander fortzusetzen. Als besonderes Dankeschön überreichte Eyüp Kalyon zum Abschluss an Prof. Rohe das Kunstwerk „Lumina in Purpura“ der Künstlerin Aya Deniz, das symbolisch für das Anliegen des Abends steht, Licht in komplexe Debatten zu bringen und den Dialog über Religion und Rechtsstaat zu vertiefen.
Mit dieser Veranstaltung beschließt das MoscheeForum die Ehrenfelder Gesprächsreihe Religion 2025. Die Reihe bringt Wissenschaft, Religionsgemeinschaften, Zivilgesellschaft und Politik zusammen und widmet sich tiefgründigen religiösen Fragestellungen, die im Licht von Wissenschaftlichkeit und Theologie reflektiert werden. Auch über das Jahr 2025 hinaus will das MoscheeForum solche Formate fortsetzen und weiter Räume schaffen, in denen die Kölner Stadtgesellschaft anspruchsvolle religiöse Themen respektvoll, fundiert und konstruktiv verhandeln kann.
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