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2025-03-08 | Nachricht

DITIB-Iftar in der Zentralmoschee bringt Menschen aus unterschiedlichen Kreisen zusammen

Der DITIB Bundesverband versammelte zahlreiche Menschen aus der Zivilgesellschaft, religiösen Gemeinschaften sowie der Wirtschaft, Kunst, Politik und Wissenschaft zu einem gemeinsamen Fastenbrechen in der Kölner Zentralmoschee.

Das Iftar-Programm, das in der Konferenzhalle der DITIB-Zentralmoschee in Köln stattfand und von Mustafa Furkan Yücel moderiert wurde, brachte hochrangige Gäste zusammen. Unter ihnen waren die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, die Generalkonsuln der Türkei aus Düsseldorf, Essen und Köln, Vertreter der katholischen und protestantischen Kirche, Mitglieder des Kölner Stadtrats, Politiker, Vorsitzende und leitende Vertreter von zivilgesellschaftlichen Organisationen und muslimischen Institutionen, Mitglieder des DİTİB-Vorstands sowie Vorsitzende des Religionsbeirats und der Landesverbände.

Das Iftar-Programm begann mit einer Rezitation aus dem Koran. In seiner Eröffnungsrede betonte der DİTİB-Vorsitzende Dr. Muharrem Kuzey, dass das Zusammenkommen an den Iftar-Tafeln eine schöne Tradition geworden sei, die Bekanntschaften fördert, Solidarität und Empathie stärkt sowie das Teilen in den Mittelpunkt stellt.

Kuzey wies darauf hin, dass sich die anhaltenden Krisen der letzten Jahre verschärft haben und ein gefährliches Ausmaß erreicht haben. Er erklärte:
"Die letzten 15 Monate Krieg haben unermessliches Leid verursacht und zeigen, dass die Menschen in Gaza neuen Gefahren ausgesetzt sind. Doch diese Entwicklung betrifft auch die Schwächsten weltweit. Die letzten Wochen des Bundestagswahlkampfs haben uns erneut vor Augen geführt, dass Populismus den Radikalismus weiter verstärkt. Lassen Sie mich dies ganz klar sagen: Wie vor hundert Jahren steht nicht nur unsere freiheitlich-demokratische Ordnung, sondern auch unsere Menschlichkeit auf dem Spiel."
Er betonte, dass die Zukunft mit Hoffnung betrachtet werden müsse und gesellschaftlicher Spaltung mit noch mehr Solidarität begegnet werden sollte.

Dr. Kuzey hob hervor, dass sich DİTİB seit 40 Jahren mit demokratischen Strukturreformen weiterentwickelt und transformiert habe. In vier Bundesländern werde DİTİB mittlerweile von den Landesregierungen als Religionsgemeinschaft anerkannt. Über die Gründung des Vereins Ihsan e.V. sagte er:
"Die Gründung unseres Wohlfahrtsverbandes Ihsan e.V. ist eine sehr junge Entwicklung, die aber mittel- und langfristig nicht nur die soziale Unterstützung der Muslime garantieren soll. Wir denken Ihsan Gesamtgesellschaftlich. Seit 2007 bilden wir schrittweise Imame in Deutschland aus. Das neue Programm Imamausbildung 2.0 stellt die bislang größte Investition der DITIB dar und erfordert den größten Kraftakt unserer vierzigjährigen Geschichte und wird die DITIB der Zukunft prägen."

Aydan Özoğuz: "Der Islam gehört zu Deutschland"

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Aydan Özoğuz, betonte in ihrer Rede, dass gemeinschaftliche Iftars auch für viele Nicht-Muslime zu einem geschätzten Ereignis geworden seien. Sie verwies darauf, dass Themen wie Identität, Zugehörigkeit und gesellschaftlicher Zusammenhalt immer wichtiger werden. Sie erinnerte daran, dass der damalige Bundespräsident mit seiner Aussage "Der Islam gehört zu Deutschland" eine der heftigsten Kampagnen gegen sich ausgelöst habe. Sie ergänzte: "Er hätte sagen müssen, dass Muslime zu Deutschland gehören."

Özoğuz führte aus:
"Wir erleben eine massive Verschiebung nach rechts – nicht nur in den neuen Bundesländern, sondern auch auffällig stark im Süden und Südwesten unseres Landes. Dies betrifft nicht nur die Migration insgesamt, sondern stellt auch das Leben von Millionen Muslimen in Deutschland infrage. Es geht nicht darum, wie religiös eine Person ist, sondern darum, wie das Muslim-Sein von außen wahrgenommen wird. Die Angst vor dem 'Fremden' und die Instrumentalisierung der Religion – insbesondere des Islam – durch rechte und populistische Parteien, aber auch durch andere gesellschaftliche Gruppen, sind besorgniserregend."

Sie fuhr fort:
"Die Bundestagswahl liegt hinter uns, aber die Debatten und Ereignisse der letzten Wochen wirken nach. Die Attacken, die kurz vor der Wahl und zuletzt vergangenen Montag in Mannheim stattfanden – ganz in der Nähe des Ortes, an dem vor einem Jahr ein junger Polizist sein Leben verlor – haben uns alle erschüttert. Sie zeigen, wie verwundbar unsere offene Gesellschaft ist. Es ist beunruhigend, wenn Journalisten und Staatsanwälte nur noch darauf achten, ob eine Tat dem Islam zugeschrieben werden kann. Doch es gibt auch eine andere Seite: Die Proteste gegen Rechtsextremismus, die Demonstrationen gegen Ausgrenzung und die starken Solidaritätsbekundungen zeigen, dass es eine breite Mehrheit gibt, die für eine offene und vielfältige Gesellschaft kämpft. Die Zukunft liegt in den Händen der Jugend, und die Bundestagswahl hat uns viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Wenn es vor allem die ältere Generation ist, die unsere Demokratie verteidigt, dann ist das kein gutes Zeichen."

Dr. Abdullah Kuşlu: "DİTİB ist nicht nur ein Gebetsort, sondern auch eine Schule"

Der Botschaftsrat für religiöse Angelegenheiten der Republik Türkiye, Dr. Abdullah Kuşlu, ging in seiner Rede auf die Bedeutung des heiligen Monats Ramadan und des Fastens ein:

„Der Mensch ist ein dualistisches Wesen, das aus Seele und Körper besteht, und Fasten ist ein Ausgleich, der das Gleichgewicht zwischen unserem Körper, den wir ein Jahr lang ernähren, und unserer Seele, die wir vielleicht vernachlässigt haben, wiederherstellt. In dieser Hinsicht ist das Fasten ein Ringen mit unserem Nafs. Ein Fastender, der zu bestimmten Tageszeiten zwischen Imsak und Iftar aufhört zu essen und zu trinken, lernt, seinem Nafs zu widerstehen und sich selbst zu disziplinieren. Der Mensch diszipliniert sich selbst gegen sich selbst. Neben all diesen Dingen sollte der Hauptzweck des Fastens nicht außer Acht gelassen werden. Das oberste Ziel des Fastens ist es, Allahs Gebot zu erfüllen und Sein Wohlgefallen und Seine Liebe zu gewinnen Fasten ist Geduld, und durch das Fasten wird einem bewusst, womit man geduldig ist und womit man nicht geduldig ist, und man lernt, was man aufgegeben hat und was man nicht aufgeben kann. So hält der Mensch sich selbst einen Spiegel vor und geht von sich selbst zu sich selbst. In dieser Hinsicht ist das Fasten ein Weg, sich selbst zu erkennen.”

Des Weiteren erklärte Kuşlu: „Wenn wir am Iftar-Tisch sitzen, wird uns bewusst, dass Wasser und Brot den ganzen Tag über Vorrang vor all unseren anderen Sorgen haben. Unser Durst nach Wasser erinnert uns an den Schöpfer von Wasser und Weizen. Tatsächlich heißt es im Koran: „Sag uns: Wenn euch das Wasser entzogen wird, wer wird euch dann sauberes Wasser bringen?“ Allah erinnert uns an diese grundlegende Wahrheit, die wir übersehen haben. Wir erinnern uns wieder daran, dass wir nicht die Eigentümer des Wassers, des Brotes, kurz gesagt, des Universums sind. So ermöglicht uns der Ramadan, uns zuerst auf das Wasser und dann auf den Schöpfer des Wassers zu fokussieren. Wenn wir nicht den Segen, sondern den Schöpfer des Segens sehen, sehen wir das ganze Bild und unsere Dankbarkeit nimmt wieder zu, wir preisen unseren Herrn und genießen es, mit uns selbst und dem Schöpfer in Frieden zu sein.”

Kuşlu betonte, dass DİTİB nicht nur für religiöse Dienste stehe, sondern auch eine Bildungsstätte sei: „DİTİB stärkt die Kommunikation zwischen verschiedenen Gesellschaftsgruppen und ermöglicht es allen Bürgern – unabhängig von ihrer Weltanschauung –, mit ihren eigenen Werten in Frieden zu leben. Unsere Moscheen sind nicht nur Gebetsstätten, sondern auch Schulen, in denen junge Generationen religiöse Werte lernen. Wir organisieren Kurse und Veranstaltungen, die sowohl spirituelle als auch akademische Entwicklung fördern. In diesem Zusammenhang laden unsere Moscheegemeinden regelmäßig ihre deutschen Nachbarn zu diesen Aktivitäten ein. Wir freuen uns, wenn sie unsere Moscheen besuchen. Möge der Ramadan uns helfen, Gottes Wohlgefallen zu erlangen, unsere Einheit und Solidarität zu stärken und Frieden für alle Menschen zu bringen.”

Der türkische Generalkonsul Hüseyin Kantem Al: "Lasst nicht zu, dass andere über eure Identität entscheiden"

Der türkische Generalkonsul von Köln, Hüseyin Kantem Al, rief die Menschen dazu auf, ihre Identität selbstbewusst zu vertreten:
"Lasst nicht zu, dass andere bestimmen, wer ihr seid oder wo ihr hingehört. Seid stolz auf eure Wurzeln, aber beteiligt euch aktiv an der Entwicklung Deutschlands. Die Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei sind lang, eng und besonders. In einer immer unsichereren Welt sind starke Partnerschaften wichtiger denn je. Die Freundschaft zwischen unseren Ländern ist nicht nur für Deutschland und die Türkei von Bedeutung, sondern auch für Europa und die internationale Gemeinschaft. In diesen herausfordernden Zeiten müssen wir unsere Zusammenarbeit vertiefen und gemeinsam für Frieden und Stabilität arbeiten."

Im Rahmen des DİTİB-Iftar-Programms hielten auch Ulrich Poner, Leiter der Weltkirchenabteilung der Deutschen Bischofskonferenz, und Dr. Andreas Hermann, Berater der Evangelischen Kirche in Deutschland, Reden.

Das Fasten wurde mit dem Gebetsruf von Mahir Örgüz, dem Imam der DİTİB-Moschee in Lindlar, gemeinsam gebrochen. In einer herzlichen Atmosphäre endete das Iftar-Programm mit einem gemeinsamen Gebet.

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