Freitagspredigt

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Unser Kampf mit unserem Ego
(02.06.2023)

Verehrte Gläubige!

Auf der Welt leben unzählig viele Lebewesen, deren Anzahl wir nicht feststellen können. Von der Ameise am Boden bis zum Vogel am Himmel, vom Fisch im Meer bis zu den mikroskopischen Existenzen gibt es unzählig viele Lebensfreunde von uns auf dieser Welt… Eigentlich ist der Mensch ein kleines Mitglied dieser großen Familie von Lebewesen. Daneben ist der Stellenwert des Menschen unter den  Lebewesen ein völlig anderer. Aufgrund seiner von Allah geschenkten diversen Fähigkeiten unterscheidet sich der Mensch von den anderen Lebewesen. Dadurch ist er fähig, einen Punkt zu erreichen, alle Lebewesen zu beherrschen. All diese Möglichkeiten werden dem Menschen sicherlich aufgrund seines Verstandes gewährt.

Mit seinem Verstand kann der Mensch das Rechte vom Abwegigen, das Schöne vom Schändlichen unterscheiden; Dank seiner Urteilsfähigkeit und seines Willens findet er auch die Möglichkeit, eine Wahl zwischen Gut und Böse zu treffen. In diesem Sinne betont der Koran diese Eigenschaft des Menschen indem zum Ausdruck gebracht wird, dass der Mensch mit der Fähigkeit ausgestattet wurde, zwischen Gutem oder Bösen auszuwählen.1

Meine werten Geschwister!

Gemäß seiner natürlichen Veranlagung hat der Mensch die Neigung, sich dem Guten und Rechten hinzuwenden und diese anzunehmen. Trotz dieser aus seiner Schöpfung herrührenden Neigung verlässt der Mensch aufgrund vieler Ursachen das Gute und Rechte und wendet sich dem Falschen und Bösen hin. Nun, wie kommt es dazu, dass der Mensch das Gute verlässt und das Böse auwählt? Wenn wir deren Ursachen erforschen, begegnen wir der Tatsache, dass der Teufel Böses schmückt und somit diese dem Menschen gut und schön erscheinen lässt.2 Für jedes  Böse oder jede Sünde gibt es eine Ausrede. Jedoch genau diese Ausrede ist nichts anderes außer Einflößung des Teufels. So überlistete der Teufel auch Adam (s) ; Mit der Zusage, dort Glück und ewiges Verweilen zu erlangen, konnte der Teufel gewährleisten, dass im Paradies Adam (s) seine Hand dem verbotenen Baum ausstreckte.

Eine der Gründe, warum der Mensch seinem Ego erliegt, liegt darin, dass die Sünde auf die leichte Schulter genommen wird. Wir wissen jedoch folgendes: Wenn kleine Wunden nicht behandelt werden, kann dies dem Menschen das Leben kosten. Bei der Sünde ist dies ebenso. Jede Sünde ruft einen Riss in der spirituellen Welt des Menschen hervor. Wenn dieser Riss nicht behoben wird, beginnt die Sünde nunmehr als normal und einfach zu erscheinen. Auch unser Prophet (s) verdeutlichte, dass jede Sünde einen schwarzen Fleck im Herzen hinterläßt und fortführend begangene Sünden schließlich dazu führen, dass das Herz vollständig befleckt wird.3 Wir können nicht zulassen, dass die Sünde in unserem Herzen Wurzeln schlägt. Folglich dürfen wir keine einzige Sünde als einfach ansehen; nach einer Sünde sollten wir unmittelbar reumütig um Vergebung bitten; den durch die Sünde verursachten Schaden in unserer Spiritualität schleunigst versuchen, wettzumachen.

Für die Erziehung unseres Egos sind wir außerdem auf Gottesdienste angewiesen. Wir können nichts ohne Bemühung erreichen. Der folgende Vers ist auch für unsere spirituelle Vervollkommnung gültig: “Und dass der Mensch nur bekommen wird, wonach er sich bemüht hat.”4 Wenn wir beobachten, dass unsere materiellen Verdienste produzierten Arbeitsschweiß, verbrauchte Energie erfordern, können wir leicht erkennen, dass sich auch unsere spirituelle Reife nicht ohne Einsatz und Bemühung von alleine entwickelt.

Werte Gläubige!

Ein Weg, unser Ego beherrschen zu können, ist auch, Einsamkeit zu vermeiden und zu versuchen, uns mit guten, sowie nützlichen Dingen zu beschäftigen. Die meisten Sünden werden in Einsamkeit begangen. Wer nämlich seine Freizeit nicht gut planen kann; wer es nicht schafft, sich mit rechtschaffenen und richtigen Dingen zu beschäftigen, öffnet sich umso mehr den Einflößungen des Teufels. Unsere materielle und spirituelle Existenz bewahren wir mit den Möglichkeiten unseres Umfeldes; mit wohltätigen und nützlichen Arbeiten entwickeln wir sie weiter; mit  gottgefälligen Werken und Gottesdiensten nähren wir sie. Sich in einem richtigen und gesunden Umfeld zu befinden, sowie sich nützliche Beschäftigungen anzueignen – bitte lassen sie uns dies nicht aus dem Sinn verlieren – sind aus Sicht unserer spirituellen, charakterlichen und seelischen Reife besonders wichtig.

Wir sollten folgendes wissen: Es ist unausweichlich, dass ein herrenloses und zügelloses Ego mit dem Kopf gegen die Wand stoßen wird. Unser Ego zu beherrschen und ihn zu erziehen, ist jedoch der größte Kampf (Dschihad). Möge uns der erhabene Allah Helfer und Unterstützer bei unserem Kampf gegen unser Ego, den unser Prophet (s) als wahren Dschihad beschrieb5, sein. Sei ihr Freitag gesegnet.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Koran, asch-Schams, 91/ 7-10.                                                             
2 Koran, al-An`ām, 6/43. 
3 Tirmidhi, Tafsir, 83; Ibn Madscha, Zuhd, 29.
4 Koran, an-Nadschm, 53/39.
5 Tirmidhi, Fadailu’l-Dschihād, 2.

2023-06-02    


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