Freitagspredigt

PDF-Dosyası Freitagspredigt (PDF)

Freitagspredigt in Deutscher Gebärdensprache (DGS)
Bitte klicken um das Video anzusehen!

Geduld, Ausdauer und Standhaftigkeit
(14.10.2022)

Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!
Geduld bedeutet, gegenüber erlittener Mühsal und erfahrenem Leid standhaft zu widerstehen; Es ist der Einsatz, dass negative Situationen zum Positiven gewendet werden.  Während dieses Einsatzes – wie schwer dies auch sein mag– nicht aufzugeben und auf diesem Weg entschieden zu handeln, wird Ausdauer genannt. Standhaftigkeit hingegen ist der Zustand, einen starken Willen, hohe Moral und unerschütterliche Motivation zu besitzen.

Mit der Zeit erfuhr der koranische Begriff Geduld (Sabr) eine Bedeutungsverengung. Wenn gesagt wird, “sei geduldig”, fällt jemandem als erstes in den Sinn: “ertrage, was dir widerfahren ist”. Diese Definition ist mangelhaft und falsch. Geduld ist nicht das Ertragen von Mühsal und Schwierigkeiten, sondern ihnen die Stirn zu bieten. Auch wenn die vorhandenen Möglichkeiten erschöpfen, bedeutet Geduld, körperlich und seelisch zu widerstehen, sowie sich auf die Suche nach neuen Möglichkeiten zu begeben. Mit den Worten unseres Propheten (s) ausgedrückt, ist es das von Allah geschenkte Durchhaltevermögen1 für denjenigen, der das Erforderliche gemacht hat.

Alle Propheten als Widerstands- und Aktionsmenschen sind uns mit ihrem Leben die schönsten Beispiele. Der Prophet  Noah verbrachte sein Leben damit, die Menschen zur einzigen Rettung, zum Schiff des Islam, einzuladen. Er lehrte uns, keineswegs aufzugeben – auch wenn wir allerlei Behinderungen begegnen; keineswegs aufzugeben – auch wenn nur eine Hand voll Menschen uns vertrauen.

Auch die Prüfung von Jacob (Yakub) (s) war nicht leicht. Seine Prüfung waren seine Kinder. Diejenigen, die seinen Josef (Yusuf) (s) in den Brunnen warfen und zu täuschen versuchten, dass der Wolf ihn aufgegessen hatte und ihm somit jahrelang Leid zufügten, waren wiederum seine Kinder. Er lehrte uns, dass die schönste Geduld diejenige standhafte Haltung ist, die im ersten Moment dargebracht wird.

Auch Josef erlebte viele schwierigen Vorgänge. Sie warfen ihn in den Brunnen; verkauften ihn auf dem Sklavenmarkt; trennten ihn von seiner Familie und sperrten ihn wegen einer Unterstellung ins Gefängnis. Mit seinem Einsatz lehrte uns Josef, weiterhin am Leben festzuhalten – egal, was auch die Bedingungen, worin wir uns befinden, sein mögen. Hiob (Eyyub) (s) war ein Prophet, der mit Krankheit geprüft wurde. Er lehrte uns, dass Geduld nicht bedeutet, abzuwarten ohne irgendetwas zu tun, sondern Lösungswege zu suchen um Genesung zu finden; und dass Geduld bedeutet, Behandlungswege und –methoden anzuwenden.

Moses (Musa) (s) verwickelte sich in seiner Jugend in eine Rangelei und wurde zum Opfer seiner Geduldlosigkiet, da er – wenn auch ungewollt – einen Mord begang. Nach dem Zwischenfall musste er den Hof verlassen und akzeptierte das Angebot, als Hirte Schafe zu hüten, welches sich für zehn Jahrê zu einer Schule der Geduld und des Lebens für ihn wurde. Moses lehrte uns, dass die größte Geduld die Auseinandersetzung der Person mit sich selbst bedeutet. Geduld ist nicht nur ein Begriff, der in Zeiten der Armut und Knappheit auf der Tagesordnung ist. Auch Geduld bei Wohlstand ist besonders wichtig. So wie sich die Qualitäten einer Person bei Armut zeigen, sind diese auch mit der

Geduld einer Person bei Wohlstand verknüpft. Der Prophet Salomo (Süleyman) (s) war die Supermacht seiner Zeit. Obwohl er zu Luft, Erde und Wasser sichtbare unsichtbare glorreiche und mächtige Heere hatte, besaß er auch ein gewaltiges Gewissen, das nicht mal der Ameise Schaden zufügte. Er lehrte uns, dass Geduld auch ein zu beachtendes Prinzip bei Wohlstand ist.

Es gab auch Frauen, die Inbegriff von Geduld, Ausdauer und Standhaftigkeit sind. Zu ihnen gehörte auch die Frau von Abraham (s): Hager (Hacer) (r). Mit ihrem Neugeborenen wurde sie im menschenleeren und dürren Tal von Mekka abgelassen. Sie war eine Mutter, die mit der Aufgabe betraut war, die Region quicklebendig zu machen. Sie war diejenige, die dem Tod nicht einwilligte, obwohl ihr Brot zu essen und Wasser zu trinken aufgebraucht waren. Sie überwand Berge und zog Hügel um Hügel herum. Sie lehrte uns, dass ohne Schweißperlen kein Wasser aus dem Erdboden herausquellen, ohne Fleiß kein Preis sein wird.

Auch unser Prophet Muhammed (s) war eine Kämpferpersönlichkeit und ein Aktionsmensch. Er hatte seinen Vater nie sehen können. Förmlich hatte er das Leben mit 0:1 hinten begonnen. Als er sechs Jahre alt wurde, verlor er seine Mutter. Neben seinem Halbwaisensein fügte sich nun das Vollwaisensein hinzu. Er wuchs auf, heiratete und bekam Kinder. Mit seiner Berufung als Prophet wuchsen auch seine Verantwortung, sowie seine Sorgen... Es gab Tage, wo er verspottet, ausgegrenzt und mit Steinen beworfen wurde. Es gab Tage, wo auf sein Leben abgezielt wurde. Er war ein Vater, der in seinem zweiundsechzig Jahre währenden Leben das Todesleid sechs seiner Kinder untergebracht hatte. Trotz dessen lehrte er uns; bis zum letzten Atemzug gegenüber dem Leben nicht zu verbittern – was an Widrigkeiten uns auch widerfahren möge; entschlossen unseren Kampf fortzuführen um weiterhin Barmherzigkeit für die Menschheit zu sein.

Meine Geschwister!
Die Welt ist ein dynamischer Prüfungsbereich, die jedem von uns jeweils unterschiedliche Fragen stellt. Während unseres ganzen Lebens werden wir mit Sorgen zu Existenz, Besitz und Unterhalt geprüft.2 Wir werden manchmal mit Knappheit, manchmal mit Überfülle geprüft. Womit auch wir geprüft werden, sollten wir nicht aus dem Sinn verlieren, dass unser Schöpfer, der erhabene Allah zusammen ist mit den Geduldigen, mit den Standhaften sowie mit denjenigen, die ihren Lebenskampf aufrechterhalten.3 Lassen sie uns zu keiner Zeit vergessen, dass unmittelbar neben der Schwierigkeit zahlreiche Erleichterungen4 sind.

 

Die DITIB-Predigtkommission

1 Muslim, Zakat, 124.
2 Koran, al-Baqara, 2/155.
3 Koran, al-Baqara, 2/153.
4 Koran, al-Inschirah, 94/5-6.

2022-10-14    


Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.

Archiv 2007-2008  | 2009-2010