Freitagspredigt

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Freitagspredigt in Deutscher Gebärdensprache (DGS)
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Ethos zur Nutzung der sozialen Medien
(10.09.2021)

 

Werte Muslime!
Wir stellen fest, dass im edlen Koran zwei fundamentale Eigenschaften unseres Propheten (s) besonders betont werden: Einerseits, seine Barmherzigkeit und dass er Prophet der Barmherzigkeit ist; Andererseits, dass er Prophet des tugendhaften Charakters ist. Diese Betonung bürdet uns Muslimen als Gemeinschaft eines Propheten mit monumentalem Charakter ebenso große Verantwortungen auf.

Genauso wie die elementaren Gottesdienste im Islam wie die Gebetswaschung, das Pflichtgebet, das Fasten, die Pilgerfahrt und Zakat eine charakteristische Durchführungsform, einen Duktus und ein Ethos haben, haben auch unsere einfachen Handlungen zum sozialen Leben - wie das Speisen, in Form von Essen und Trinken, das Sprechen, das Schreiben und die Kommunikation - ebenso Anstandsformen und Regeln für gutes Benehmen. Verwirklichte Handlungen gelten als gut, schön, liebenswert und erfreulich, wenn sie dem guten Benehmen entsprechen, jedoch im Falle des Gegenteils als verwerflich, unangenehm und widerlich.

Meine Geschwister!
Die “sozialen Medien” wurden ab dem Anfang des 21. Jahrhunderts zum Teil des Lebens. Neben den von ihnen herbeigeführten Erleichterungen und ihrem Nutzen, brachten sie auch vielen Probleme mit sich. In diesen Kommunikationsplattformen gibt es geteilte Inhalte, die aus religiöser und ethischer Sicht nicht zu akzeptieren sind. Die Verletzung der Privatsphäre und Persönlichkeitsrechte sind besonders für Menschen mit Sensibilität für Anstand und gutem Benehmen zunehmend zu einem Problem geworden. Daneben ist es eine nicht zu bestreitende Realität, dass die Nutzung dieser Plattformen im Rahmen der Anstandsformen und Benimmregeln zu vielen guten Taten und Schönheiten führen kann. Aus diesem Grund gibt es die Notwendigkeit, manche ethischen Prinzipien bei der Nutzung von sozialen Medien zu berücksichtigen.

Meine Geschwister!
Bei der Nutzung von den sozialen Medien sollten wir das Bewusstsein haben, dass alle Dinge uns anvertraut wurden. Mit diesem Bewusstsein sollte die Bewahrung der anvertrauten Güter von Wort und Schrift sowie Augen unsere vorrangigste Priorität haben. Geteilte Inhalte, die die Verletzung der Intimsphäre von anderen Personen einher bringen, sind leider die am meisten konfrontierten Sünden in den sozialen Medien. Die Erforschung von Fehlern, Makeln sowie die Offenlegung von Geheimnissen ist - auch wenn es in den sozialen Medien sein mag - eine große Sünde. Inhalte mit reizendem oder kränkendem Charakter in den Medien nicht zu teilen, gehört – wie jederzeit und überall – auch in den sozialen Medien zu den Anzeichen von edlem Charakter und Reife. Wie können wir Rechenschaft darüber ablegen, wenn uns die Inkorrektheit und Falschheit einer Aussage oder eines Bildes offensichtlich bekannt sind? Ist es nicht ein Erfordernis unseres Gläubig–Seins, vorsichtig und sensibel zu handeln, wenn die Richtigkeit der Inhalte angezweifelt wird? Daher sollte es unsere fundamentale Annäherung sein, uns folgendes bewusst zu sein: Geteilte Inhalte mit Sünden, Lügen, Verleumdungen, Bürden und Vergehen am Menschen oder wenn diese uns gefallen in Form von „Likes“ werden unsere Sündenlast vermehren. Wir sollten unbedingt Informationen von richtigen und authentischen Quellen einholen.1

Meine verehrten Geschwister!
Der Gläubige sollte nicht vergessen, dass er überall und in jedem Umfeld ein Gläubiger ist. Die sozialen Medien gehören auch hierzu. Unsere Gottesdienerschaft und Verantwortungen bleiben innerhalb der sozialen Medien ebenso bei. Unser Prophet (s) sagte: „Einer Person reicht es als Sünde, wenn jene alles, was sie hört, weitersagt.“2 Aus diesem Grund sollten wir folgendes nicht vergessen:  Das Teilen von in den sozialen Medien gesehenen Dingen, einem gesehenen Bild oder einer gelesenen Nachricht, ohne deren Richtigkeit nachzuforschen, sowie diese zu „liken“ und somit zu deren Verbreitung an Andere beizutragen, bringt ohne Zweifel eine Verantwortung mit sich.

Ich beende meine Freitagspredigt mit der Übersetzung eines edlen Koranverses: “Und berufe dich nicht auf das, wovon du kein Wissen hast; Gehör, Gesicht und Herz, all diese werden ‎ dafür wahrlich zur Rechenschaft gezogen.”3

 

Die Predigtkommission

 

1 Koran, al-Hudschurat, 49/6.                                                                         

2 Abu Dawud, Adab, 80: Hadislerle Islam, D4992, Bd. 3, S. 434.

3 Koran, al-Isra, 17/36.

                                        

2021-09-10    


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