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2012-12-21 | Grussbotschaft

Grussbotschaft zu Weihnachten


Köln, 21.12.2012: Auf der ganzen Welt feiern Christen in unterschiedlichen Traditionen und Konfessionen ihr religiöses Hochfest, die Geburt Jesus (Friede sei mit ihm). Wir wünschen der Christenheit friedliche, spirituelle und besinnliche Augenblicke im Kreise ihrer Lieben, Familien und Gemeinden.

Die Geburt Jesus von Nazaret und der Friede und Güte über seine Geburt ist auch für die Muslimen von tiefer religiöser Bedeutung, wird jedoch nicht feierlich begangen.

Muslime lesen im heiligen Buch Koran in mehreren Suren über das Empfinden und Deuten der Geburt Jesus und seiner Mutter Maria: Friede war über mir am Tage, da ich geboren ward, … (19:33).  (…) Und in die Herzen derer, die ihm (Jesus) folgten, legten Wir Güte und Barmherzigkeit…(57:27). Damit Er ja die Wahrhaftigen nach ihrem wahrhaftigen Wandel frage …(33:8).

Wir Muslime glauben an Jesus als Sohn Marias sowie als Gesandten und Propheten im Gottesbund und freuen und gedenken seiner als Überbringer göttlicher Botschaft (3:42) und der Weisheit (43:63).

Die Entsendung der Gesandten Gottes von Adam, Abraham, Moses und Jesus bis hin zum letzten Propheten Muhammad (Gott segne ihn und schenke ihm Heil) bereiteten viel Freude und Glücksseligkeit unter den gläubigen Menschen. Laut Koran (2:285) dürfen die Gläubigen unter den Gottesgesandten keinen Unterschied machen.

Gemäß einem Hadith mit verlässlicher Überlieferung des Propheten Muhammed, Friede sei mit ihm, sind Gesandte Gottes wie Brüder. Nach einer Überlieferung sagt er: „Ich bin der, der Jesus, Sohn Marias, am nächsten ist, im Diesseits und Jenseits. Im Grunde sind die Propheten Brüder aus einem Vater, nur ihre Mutter ist anders, ihre Religion ist eine (gleiche).“

Gott legt auf diesen roten Faden in der Botschaft der Propheten und den Kreis der Einheit großen Wert und schreibt vor, alle seine Gesandten und Propheten zu schätzen und zu respektieren, ohne unter ihnen zu unterscheiden.

Alle Menschen sind als Kinder Adams und Evas Menschengeschwister und alle Monotheisten sind Gläubigen im Glauben an den Einen Gott und damit miteinander ge- und verbunden.

In der Erklärung des Zweiten Vatikanischen Konzils (Nostra Aetate) über das Verhältnis der Katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen wird betont: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde (5), der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten.

Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.“ (Nostra aetate – Erklärung über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen, Artikel 3 (28. Oktober 1965)

Mit Friedens- und Freudenwünschen gratuliere wir den christlichen Glaubensgemeinschaften, den einzelnen Kirchen-Gemeinden,  unseren Freunden und Nachbarn in unterschiedlichen Traditionen und Konfessionen zu ihrem religiösen Hochfest und wünsche besinnliche, spirituelle und friedvolle Tage zur Weihnacht.

Wir sind als Gemeinde, Gemeinschaft und Gesellschaft mehr den je aufgefordert, allzeit gemeinsame Zeichen gegen Ausgrenzungen und Intoleranzen, für Solidarität und Gleichberechtigung zu setzen, darin Gerechtigkeit und Humanität für alle Menschen walten zu lassen.

Dass diesbezüglich insbesondere auch der Islam und die Muslime zunehmend Vorurteilen, Anfeindungen, ja sogar Hass ausgesetzt sind, schafft ein gesellschaftliches Klima, gegen das zu agieren in unser aller Verantwortung liegt. Wir sind alle, unabhängig von Religion, Kultur und Ethnie dazu gemahnt,  unseren unverzichtbaren und essenziellen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der Menschen zu leisten, einander zu helfen und für einander einzustehen allzeit und allerorts, wo wir als Gläubige gefordert sind.

Mögen ihre Gebete in der Adventszeit und das gemeinsame Feiern der Feste und Gottesdienste zur Besinnung zu den göttlichen Segensbotschaften beitragen, und dazu führen, dass wir die Menschheit in ihrer Vielfalt und in ihren Unterschiedlichkeit als ein Reichtum begreifen und auf eine gemeinsame, menschenwürdige Zukunft bauen.

Mögen unsere Bemühungen um vitalen Dialog und aufrichtige Zusammenarbeit ihre Früchte tragen und dazu führen, dass aller Menschen in unsere Gesellschaft und auf der Welt in Freundschaft, ohne Vorurteile und Angst im Jahr 2013 einander begegnen und in bester Weise zusammenleben.


Vorstand
DITIB-Dachverband