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2025-05-29 | Pressemeldung

Erinnerung an Solingen

Gürsün İnce, Hatice Genç, Gülüstan Öztürk, Hülya Genç und Saime Genç – das sind die Namen der Opfer des rechtsterroristischen Anschlags am 29. Mai 1993. Ein Tag, an dem das hässliche Gesicht des rechten Terrors zum Vorschein kam. Dieser Anschlag, der für die Familie Genç zur Tragödie wurde, ist nicht in einem luftleeren Raum entstanden. Er reiht sich ein in eine Serie zahlreicher Anschläge in den Jahren nach dem Mauerfall – etwa in Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen und Mölln. 
Rassismus ist keine Meinung und verdient auch keine Stimme im gesellschaftlichen Diskurs. Denn die Verrohung der Sprache führt zwangsläufig zur Verrohung der Taten. Ähnlich wie bei den rassistisch motivierten Anschlägen der letzten Jahre ging auch der Tat in Solingen eine sprachliche Radikalisierung voraus. Die Verschiebung der sogenannten Grenze des Sagbaren hat damals wie heute zur Verschiebung der Grenzen des Hasses geführt. Wenn Hass, Rassismus und Menschenverachtung als legitime Meinungen gelten, ist der Schritt zur Tat nur eine Frage der Zeit. 
Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Konzepte wie „Erinnerungskultur“ oder „Nie wieder“ nicht nur symbolpolitisch darstellen, sondern aktiv leben – und zwar nicht nur in der Politik, sondern in der gesamten Gesellschaft. Medien, die Rassismus und Hass durch ihre Narrative einen Nährboden bieten, sind keine Pfeiler der Demokratie, sondern untergraben den gesellschaftlichen Frieden. Politikerinnen und Politiker, die das Thema Migration opportunistisch für Stimmen instrumentalisieren und ausländerfeindliche Ressentiments schüren, sind nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. 
Die Nennung der Opfer von Solingen ist wichtig, um das Schicksal dieser Menschen in den Fokus zu rücken und ihnen eine Stimme zu geben. Mevlüde Genç hat mit ihrer Haltung einen großen Beitrag zur gesellschaftlichen Versöhnung geleistet. Politik, Medien und zivilgesellschaftliche Akteure sind gefordert, ihren Beitrag zu leisten, damit Rassismus seinen Nährboden verliert und gegenseitige Toleranz gedeihen kann. 
In diesem Sinne möchten wir nochmals an die Opfer von Solingen gedenken. Möge Allah ihnen gnädig sein und den Hinterbliebenen Kraft schenken. 
 
DITIB Bundesverband