Freitagspredigt

PDF-Dosyası Freitagspredigt (PDF)

Freitagspredigt in Deutscher Gebärdensprache (DGS)
Bitte klicken um das Video anzusehen!

Lassen sie uns nicht Gefangene unserer Worte sein!
(18.12.2020)

 

Verehrte Muslime!

Der Mensch ist ein Geschöpf mit Verantwortung. Aus diesem Grund ist er anders als die anderen Wesen ohne Verstand und Willenskraft. Im Gegensatz zu diesen ist der Mensch gezwungen, bewusst zu leben. Bewusst in diesem Sinne zu leben und gegenüber Allah Verantwortung zu tragen, nennen wir Frömmigkeit (taqwa). Entsprechend des Grades unserer Frömmigkeit, das heißt wie sehr wir unseren Verantwortungen gerecht werden, sind wir glücklich. Wir sind dann mit Wohlergehen erfüllt. Somit verschönern wir unsere Welt und unser Jenseits. Ansonsten ist es unumgänglich, dass wir zu denjenigen, die verlieren, gehören werden.

Meine werten Geschwister!

Allah hat uns unzählige Gaben und Fähigkeiten geschenkt. Wenn wir diese Gaben zählen wollten, würde unsere Kraft dazu nicht ausreichen.1

Und eine dieser Gaben ist die Fähigkeit, Worte aufsagen und sprechen zu können.

Wir dürfen aber nicht vergessen: Jede Gabe erfordert eine Verantwortung. Wir werden dafür Rechenschaft ablegen. In dem am Anfang der Freitagspredigt rezitierten Vers sagt Allah: „Gewiss werden am Jüngsten Tag ihre Zungen, ihre Hände und ihre Füße gegen sie Zeugnis ablegen über das, was sie zu tun pflegten.”2

Und in einem anderen Vers wird gesagt: “Kein Wort äußert er (der Mensch), ohne dass bei ihm ein Beobachtender (Engel) bereit wäre.”3

Und unser geliebter Prophet (s) ermahnt uns zu diesem Thema: “Wer an Allah und den Jüngsten Tag glaubt, möge entweder Gutes sprechen oder schweigen!”4

Meine verehrten Geschwister!

Die Zunge ist ein sehr kraftvolles aber auch dementsprechend ein solch gefährliches Organ. Wissen wird vermittelt mit Worten. Empfindungen werden mit anderen geteilt durch Worte. Gedanken werden geäußert mit Worten. Mit Worten kann man die Welt in Bewegung setzen. Worte verändern den Lauf des Lebens.

Daneben begeht der Mensch viele der Sünden mit seinen Worten und mit seiner Zunge. Die Zunge begeht viele sündhafte Handlungen wie Lüge, Lästerei, üble Nachrede, Verleumdung, Beschimpfung und Fluchworte sowie Kränkung der Herzen. Natürlich äußert sich auch in den Worten, was im Herzen ist. Wenn Gutes darin ist, äußert sich Gutes. Wenn Böses darin ist, perlt Böses von unserer Zunge. Aus diesem Grund sollten wir vorerst unser Herz und dann unsere Zungen erziehen. Mit dem folgenden Prinzip versuchten unsere Vorfahren unser Augenmerk auf diesen Sachverhalt zu lenken: “Halte deine Hand, deine Zunge und deine Lenden in Schach!”

Wenn wir keine Unannehmlichkeiten aufgrund unserer Zungen und Worte erleben möchten, sind wir gezwungen folgendes zu machen: Gründlich zu denken und dann zu sprechen; Gründlich zu ermitteln, welchen Ausmaß unsere Worte annehmen könnten. Schließlich heißt es: “Bevor das Wort deinen Mund verlässt, ist es dein Gefangener. Wenn es deinen Mund verlassen hat, wirst du Gefangener dessen.“

Meine werten Geschwister!

Je mehr der Mensch spricht, desto mehr ist die Wahrscheinlichkeit, Fehler zu machen. Allah, der Erhabene, hat uns eine Zunge aber zwei Lippen und zwei Ohren gegeben. Folglich sollte man einmal sprechen, aber zwei Mal zuhören. Vor allen Dingen ist die weiseste Tat, zu solchen Themen, wozu wir uns nicht auskennen, zu schweigen und denjenigen, die sich auskennen, zuzuhören.

Ich beende meine Predigt mit der Übersetzung eines edlen Koranverses: “Und wenn sie unbedachte Rede hören, wenden sie sich davon ab und sagen: “Wir haben unsere Taten und ihr habt eure Taten (zu verantworten). Friede sei auf euch! Wir trachten nicht nach (dem Umgang mit) den Törichten.”5

Sei ihr Freitag gesegnet.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Koran, Ibrahim, 14/34.                                                                
2 Koran, an-Nur, 24/24.         
3 Koran, Qaf, 50/18.
4 at-Tirmidhi, Qiyama, 51.                                                         
5 Koran, al-Qasas, 28/55.

2020-12-18    


Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der DITIB reproduziert, vervielfältigt oder verarbeitet werden.

Archiv 2007-2008  | 2009-2010