Freitagspredigt

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Ethik des Zusammenlebens von unterschiedlichen Kulturen
(25.09.2020)

 

Meine Geschwister! Verehrte Gläubige!

Technologischen Entwicklungen in globaler Dimension machten unsere Welt zu einer Kleinstadt. Dieses brachte die Notwendigkeit des Zusammenlebens mit sich. Menschen mit unterschiedlichen Religionen, Sprachen, Ethnien, Hautfarben und Kulturen sind sich nähergekommen. Angehörige diverser Überzeugungen, Religionsschulen und spiritueller Richtungen leben zusammen.

Der Islam definiert Unterschiede als ein Gesetz Allahs. Für den Islam sind alle Menschen gleichberechtigte Angehörige der Menschheit. Die Menschen sind wie die Zähne eines Kammes. Deswegen hat der Islam manche ethischen Prinzipien festgelegt. Ihr Zweck ist, die Welt zu einem Ort des Friedens und Wohls zu machen. Manche dieser Prinzipien im edlen Koran lauten wie folgt:

Das Bestehen der Menschheit aus einer einzigen Menschheitsgemeinschaft birgt folgende Weisheit in sich: Die Menschen sollen den Anderen kennenlernen. Sie sollen einander erkennen und akzeptieren. Diese Situation darf nicht als Ursache von Segregation und Polarisation gewertet werden. Unterschiedliche Sprachen und diverse Farben gehören zu den Beweisen der Existenz Allahs.1 Diese Unterschiede werden nicht als Grund der Vorzüglichkeit oder Minderwertigkeit akzeptiert. Außer Gottesehrfurcht oder Verantwortungsbewusstsein gegenüber Allah kann es keine Vorzüglichkeit geben.2 Glaube sowie Unglaube werden durch den freien Willen der Person verwirklicht.3 Keine Art von Zwang in der Religion wird akzeptiert.4 Lassen sie sich von Nachrichtenfälschern, erfundenen Berichten und fiktiven Mitteilungen nicht irreführen. Schaden sie dadurch nicht dem gesellschaftlichen Frieden.5 Keine Person oder Gesellschaft darf sich über Wertvorstellungen einer anderen Gesellschaft belustigen und sie diffamieren.6 Der Hass gegenüber einer Gesellschaft kann nicht als Rechtfertigung für ungerechtes Handeln gegenüber jener Gesellschaft gelten.7

Meine Geschwister!

Unsere Geschichte ist voll mit Beispielen des Zusammenlebens von Angehörigen unterschiedlicher Kulturen. Dies ging so weit, dass unser geliebter Prophet kranke Personen besuchte - ohne Rücksicht auf ihre unterschiedlichen religiösen Ansichten und ethnischen Identitäten. Der Prophet versagte ihnen seine materielle und spirituelle Unterstützung nicht. Der Prophet aß zusammen mit ihnen und teilte seinen Esstisch. Er teilte sein Brot und sein Essen mit ihnen. Besonders mit der Auswanderung nach Medina bildete der Prophet beispielhafte Kontakte. Der Prophet schloss Vereinbarungen mit Juden und Christen ab. Zum Thema Glaubensfreiheit hat er die Rechtssicherheit für die Existenz aller Gotteshäuser gewährleistet – ebenso die dortigen religiösen Riten. Außerdem heiratete er Safiyya, die jüdischer Herkunft war. Er machte sie zu einer Mutter der Gläubigen. Ferner eröffnete er der Menschheit unglaubliche Horizonte. Schließlich etablierte er eine Ethik des Zusammenlebens.

Als Muslime sind wir Angehörige der Gemeinschaft eines rücksichtsvollen Propheten. Aus Respekt der menschlichen Ehre und Würde stand er schließlich beim Vorbeitragen eines Leichnams von Angehörigen anderer Religionen respektierend auf. Wir sind Kinder einer Zivilisation, die den Menschen entweder als Geschwister in der Menschheit oder Geschwister in der Religion ansieht; Wir sehen uns als verantwortlich, den Geschöpf aufgrund des Schöpfers zu lieben; Daher sind wir Angehörige der Zivilisation, die alle ethnischen Identitäten so akzeptiert, wie sie sind. Daher haben wir jahrhundertelang zusammen mit ihnen gelebt. Wir sind Vertreter eines Verständnisses, die nach dem folgenden Prinzip handeln: „Eine Person, die keinen nahen Umgang mit Menschen aufbaut und mit dem man keine Nähe aufbauen kann, ist nicht zuträglich.“8 Es ist mit der muslimischen Identität keineswegs vereinbar, Menschen aufgrund ihres Glaubens auszugrenzen; oder sie aufgrund ihrer Ethnie, Farbe oder ihres Geschlechtes zu kategorisieren und auszugrenzen.

Meine Geschwister!

Größte Hindernisse für die Kultur eines Zusammenlebens sind folgende Haltungen; Unterschiede als ein Mittel der Separation zu sehen; Als „Fremd“ definierten Personen das Existenzrecht abzustreiten; Sowie ein engstirniges Verständnis, das sich von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung nährt. Es ist nicht akzeptabel, Unterschiede – eigentlich eine Gabe – zur Erzeugung einer Atmosphäre von Segregation und Konflikten zu machen. Stattdessen sollten Ähnlichkeiten favorisiert werden. Dadurch kann die Welt schließlich noch angenehmer gestaltet und lebbar gemacht werden.

Im Zuge des weltweiten Kampfes gegen die Pandemie haben wir wichtigen Lehren für uns gezogen. Wir lernten folgendes: Die ganze Menschheit kann sich für dieselben Ideale zusammenschließen, wenn es die Zeit erfordert. 

Möge der erhabene Allah uns ein Leben, in dem der Frieden und das Wohl herrschend sind, schenken. Mögen wir im gemeinsamen Nenner des Menschseins zusammenleben können. Möge unser gesegneter Freitag zur Einheit und Eintracht beitragen. Möge es der Stärkung unserer Verbindungen von Geschwisterlichkeit und Freundschaft beitragen.

 

Die DITIB-Predigtkommission

 

1 Koran, ar-Rum, 30/22.                                                      
2 Koran, al-Hudschurat, 49/13.                                        
3 Koran, al-Kahf, 18/29.
4 Koran, al-Baqara: 2/256.      
5 Koran, al-Hudschurat, 49/6.    
6 Koran, al-Hudschurat, 49/11.    
7 Koran, al-Maida, 5/8.
8 Ahmad b. Hanbal, 2/400.

                                                  

2020-09-25    


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