2025-04-18 | Pressemeldung
Mit dem Namen Gottes, des Barmherzigen, des Gnädigen.
In einer Welt voller Herausforderungen und Umbrüche erinnern uns religiöse Feste an das, was bleibt: die Hoffnung, die uns trägt – und die göttliche Nähe, die uns allen zugesagt ist. Anlässlich des Osterfestes, das im christlichen Glauben die Auferstehung Jesu Christi und den Sieg des Lebens über den Tod symbolisiert, möchten wir Muslime in Deutschland unseren christlichen Mitmenschen und allen Kirchen im Land unsere herzlichen Segenswünsche aussprechen.
Ostern ist ein Fest der Erneuerung, der Freude und des göttlichen Lichts. Es erinnert daran, dass auch nach Schmerz und Dunkelheit neues Leben erwächst – und dass Gottes Gnade größer ist als jede menschliche Verzweiflung.
Auch im Islam hat Jesus – ʿĪsā ibn Maryam, Friede sei mit ihm – einen ehrwürdigen Platz. Der Koran beschreibt ihn als ein Zeichen Gottes und als ein Wort von Ihm, das der Welt gegeben wurde. In Sure 3, Vers 45 heißt es, dass er in dieser Welt und im Jenseits geehrt ist – und zu den Gott Nahestehenden gehört. Er ist ein Gesandter, dessen Botschaft voller Licht und Wahrheit ist. Ebenso wird Maria, seine Mutter, im Koran in besonderer Weise geachtet: als Zeichen der Reinheit und des Vertrauens auf Gott.
„Und Wir machten den Sohn der Maria und seine Mutter zu einem Zeichen und gaben ihnen Zuflucht auf einem Hügel mit einer grünen Talmulde und dem fließenden Wasser von Quellen.“ (Koran 23:50)
Diese Worte zeigen nicht nur Schutz und Segen, sondern auch, wie sehr Leben, Natur und göttlicher Trost miteinander verbunden sind.
Besonders bedeutsam war in diesem Jahr das zeitgleiche Begehen zweier spiritueller Zeiten: Während sich Christinnen und Christen in der Fastenzeit auf das Osterfest vorbereiteten, erlebten Muslime den heiligen Monat Ramadan. Beide Zeiten laden zur inneren Einkehr, zur Selbstverantwortung und zur bewussten Hinwendung zu Gott ein.
„O die ihr glaubt! Das Fasten ist euch vorgeschrieben, wie es denen vor euch vorgeschrieben war – auf dass ihr achtsam werdet.“ (Koran 2:183)
Das Fasten, wie es auch in der biblischen Tradition verankert ist, führt zu einer Haltung der Achtsamkeit, der Selbstbesinnung und der Gottesnähe – etwas, das Christentum und Islam zutiefst verbindet. Ebenso stärkt es Empathie, Mitgefühl und Solidarität – ein „Wir-Gefühl“.
„Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasst uns fröhlich sein und uns freuen!“ (Psalm 118,24)
Ebenso kraftvoll ist das Wort aus dem ersten Petrusbrief:
„Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! In seiner großen Barmherzigkeit hat er uns wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (1. Petrus 1,3)
Diese lebendige Hoffnung ist auch im islamischen Glauben verankert – als Vertrauen darauf, dass Gottes Barmherzigkeit über allem steht und dass auf jede Prüfung eine Erleichterung folgt.
Solche Hoffnung zeigt sich nicht nur in den Schriften, sondern auch in der gelebten Wirklichkeit. In vielen Städten und Gemeinden Deutschlands haben Muslime ihre christlichen Nachbarn zum Fastenbrechen eingeladen. Dabei wurden Speisen geteilt – ebenso wie Geschichten, Erinnerungen und gegenseitige Wertschätzung. Diese Gesten sind keine Nebensächlichkeiten, sondern Ausdruck des Glaubens an ein Miteinander, das über Differenzen hinausreicht.
Gerade heute, da wir als Gesellschaft vor großen Herausforderungen stehen und darüber streiten, was erlaubt, sagbar und zulässig ist, gewinnen gemeinsame Glaubenswerte sowie das gemeinsame Erleben religiöser und spiritueller Feste von Muslimen, Christen und Jüdinnen und Juden an Bedeutung – als Ausdruck gelebter Verbundenheit und als Stärkung unserer vielfältigen Gesellschaft. In dieser Vielfalt liegen nicht nur Herausforderungen, sondern vor allem eine Bereicherung: die Anerkennung unserer Unterschiede als Teil einer gottgewollten, segensreichen Verschiedenheit, die zum Miteinander ermutigt und zum Frieden beiträgt.
„Gott ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht gleicht einer Nische, in der sich eine Leuchte befindet. Die Leuchte ist in einem Glas, das Glas ist wie ein funkelnder Stern […] Licht über Licht. Gott leitet zu Seinem Licht, wen Er will.“ (Koran 24:35)
Dieses Licht kennt keine nationalen, ethnischen oder religiösen Grenzen. Es ist das göttliche Licht, das allen Menschen offensteht, die nach Wahrheit, Mitgefühl und Gerechtigkeit streben.
Als gläubige Menschen – Christinnen und Christen, Muslime und Angehörige anderer Religionen – vertrauen wir gemeinsam darauf, dass Gottes Barmherzigkeit größer ist als jede Not. Dass aus unseren Gebeten, Begegnungen und guten Taten ein Licht erwächst, das unsere Welt heller macht.
In der Liebe. Im Glauben. In der Hoffnung.
Frohe und gesegnete Ostern!
Friede sei mit euch.
DITIB Bundesverband