Freitagspredigt

Der Jenseitsglaube

بِسْمِ اللهِ الْرَّحْمَنِ الْرَّحِيمِ

اَلَّذي خَلَقَ الْمَوْتَ وَالْحَيٰوةَ لِيَبْلُوَكُمْ اَيُّكُمْ اَحْسَنُ عَمَلاً وَهُوَ الْعَزِيزُ الْغَفُورُ

Bismillāhirrahmānirrahīm
[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
„Er ist der, der den Tod wie das Leben erschaffen hat, um zu prüfen, wer von euch besser handeln wird. Er ist der zu allem Fähige und der reichlich Vergebende.“

[Sure Mulk, Vers 2]

Verehrte Gläubige,

Allah, der Erhabene, Er schuf die Welt, in der wir leben und alle Geschöpfe für eine vorübergehende, befristete Zeit. Das Leben, das uns in dieser befristeten Zeit gegeben ist, ist unser Erdenleben, das Hayat ad-Dunya. Und das Leben, das mit dem Ende dieses Erdenlebens beginnt, ist das jenseitige Leben, die Achira. Denn nachdem der Mensch eine gewisse Zeit auf Erden gelebt hat, wird er sich mit dem Tod von diesem vergänglichen Leben verabschieden und eintreten in das nächste, das jenseitige Leben. Dieses vergängliche Erdenleben des Menschen ist für ihn aber die Zeit, in der er bestimmt, wie sein jenseitiges Leben später aussehen wird. Denn im Jenseitsleben wird er all das wieder finden, was er hier im Erdenleben getan hat. So heißt es hierzu im Koran: “Wer auch nur ein Staubkorn an Gutem getan hat, der wird es wieder finden. Und wer auch nur ein Staubkorn an Schlechtem getan hat, der wird auch dies wieder finden.“ [1] Wie all die anderen Offenbarungsreligionen, so ist auch im Islam der Jenseitsglaube ein zentraler Begriff und wird zu den Glaubensgrundsätzen gezählt.

Verehrte Muslime,

der Tod ist ein natürlicher Bestandteil des menschlichen Lebens. Er gehört dazu wie die Geburt und das Leben selbst. Allah lässt uns im Koran wissen, dass kein Lebewesen diesem Schicksal entrinnen kann: „Jedes Lebewesen wird den Tod kosten. Dann werdet ihr zu uns zurückgeführt.“ [2] Es ist dann auch diese Ergebung, die wir als Gläubige zum Ausdruck bringen, wenn wir angesichts einer Todesnachricht sprechen: „Inna lillāh wa innā ileyhi rādschi’ūn (Wahrlich, wir sind [mit allem was wir haben und sind] Allahs, und wahrlich, zu Ihm wird wieder die Rückkehr sein.).

Für diejenigen, die glauben, dass nach dem Tod nichts mehr kommt, ist der Tod eine Katastrophe, ja das Schlimmste, was ihnen widerfahren kann. Für gläubige Menschen jedoch, die wissen, was der Tod ist und was nicht, ist er sogar etwas, was sie vital hält. Eine Warnung, die sie stets daran erinnert, Vorbereitungen zu treffen für das jenseitige Leben. Er ist für sie eine Prüfung und Gabe zugleich. Denn Gläubige richten ihr Leben, in der Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit im Jenseits, ganz nach folgendem Koranvers aus: „Er ist der, der den Tod wie das Leben erschaffen hat, um zu prüfen, wer von euch besser handeln wird. Er ist der zu allem Fähige und der reichlich Vergebende.“ [3]

Verehrte Geschwister,

da er mit seinem Tun und Handeln auf Erden sein Jenseitsleben vorbereitet, sollte der Mensch in diesem Erdenleben möglichst ein Allah gefälliges Leben führen. Unser Prophet (saw) nannte das Erdenleben daher auch das „Feld für das Jenseits“. Dieses Feld bestellen wir nun am besten, wenn wir Allah dienen, wie es Ihm zum Gefallen steht, wenn wir Seine Verbote und Gebote befolgen und insgesamt ein Leben führen, in dem wir stets vorbereitet sind auf den Tod. Um es in den Worten unseres Propheten (saw) auszudrücken: “Wir sollten reichlich an den Tod denken der den irdischen Wonnen ein Ende setzt.” [4]

Das Erdenleben und seine Wonnen und Genüsse, sie sind uns nur eine Prüfung. Wir sollten versuchen diese so gut wie möglich zu bestehen. Darauf Acht geben, niemanden zu kränken und auch sonst keine Fehlhandlung zu begehen, die uns später nur in Verlegenheit bringen würde am Tage der Abrechnung. Möge uns allen beschieden sein, mit Iman von dieser Welt zu scheiden und zu jenen zu gehören, die für ihre guten Taten auf Erden im Jenseits mit Freuden belohnt werden.

Die heutige Ansprache sei beendet mit einem Bittgebet des Propheten Ibrahim (a.s.): „(O Herr) Am Tage, da die Menschen wieder auferstehen, bring mich nicht in Verlegenheit. An diesem Tage wird weder das Hab und Gut etwas nützen noch die Kinder. Anders sieht es mit jenen aus, die reinen Herzens zu Allah kommen.“ [5]

[1] Zilzâl, 99/7-8.
[2] Ankebût, 29/57.
[3] Mülk, 67/2.
[4] Tirmizî, Zühd, 4.
[5] Şuarâ, 26/87/89.

Ali İŞBAKAN
Bobingen Bilal-i Habeşi Camii Din Görevlisi

2013-11-15    


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