Freitagspredigt

Der beste Mensch ist der, der anderen Menschen nützlich ist

بِسْمِ اللهِ الْرَّحمَنِ الْرَّحِيمِ
وَلْتَكُنْ مِنْكُمْ اُمَّةٌ يَدْعُونَ اِلَى الْخَيْرِ وَيَاْمُرُونَ بِالْمَعْرُوفِ وَيَنْهَوْنَ عَنِ الْمُنْكَرِ وَاُولٰئِكَ هُمُ الْمُفْلِحُونَ

Bismillāhirrahmānirrahīm

[Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen]
“Unter euch soll es eine Gemeinschaft geben, die zum Wohl einlädt, das Rechte gebietet und abhält vom Übel. Und sie werden es sein, die errettet werden.”

[Sure Āl Imrān, Vers 104]

Verehrte Gläubige,

wer den Menschen nützlich ist und ihnen nützliche Handlungen vollbringt, hat doppelt gewonnen: für die Menschen begeht er  damit eine tugend- und vorbildhafte Handlung. Und bei Allah gewinnt er dadurch an Rang und Ansehen. Wer sich jedoch von der Gesellschaft abwendet, seine Beziehungen und sozialen Kontakte in dieser abbricht, verlässt damit auch das Ideal, das der Islam für die Menschen vorgibt.

So sagte unser Prophet (saw): “Der nützlichste Mensch ist der, der den anderen Menschen von Nutzen ist.” [1] Und im Grunde genommen ist dies die zusammengefasste Beschreibung für einen rechtschaffenen (sālih) und charakterlich vollkommenen (kāmil) Muslim: denn, dieser sollte

- helfen denen, die da am werken sind und an etwas arbeiten;
- sensibel sein und an seine Mitmenschen denken;
- im guten Ton mit ihnen reden;
- versöhnen diejenigen, die im Streit miteinander liegen;
- das Gute und Rechtschaffene anraten und ebenso abraten von dem, das nur Übel bringt;
- ein Ohr schenken denjenigen, die sich mit Sorgen plagen und versuchen, hier Abhilfe zu   
  verschaffen;
- zum Rechten und zur Geduld ermahnen;
- insgesamt versuchen, den Menschen in materieller wie
  auch in immateriell-gesitiger Hinsicht nützlich zu sein
- und schließlich: nicht nur barmherzig sein mit den Menschen, sondern auch im Umgang mit den Tieren und Pflanzen.


Muslime sind also gehalten, jedem im positiven Sinne zu helfen, den Menschen nützlich zu sein und hierfür jede - noch so kleinste - Gelegenheit zu nutzen, wie uns auch folgender Hadis unseres Propheten (saw) zu verstehen gibt: “Lächelst du deinen Glaubenbruder an, so wird dir dies als Almosen (sadaqa) gutgeschrieben. Gebietest du das Rechte und hältst ab von dem, das übel ist, so wird dir dies als Almosen gutgeschrieben. Hebst du einen Stein, einen Dorn oder Knochen von der Straße und legst diese zur Seite, wird dir dies als Almosen gutgeschrieben.” [2]

Verehrte Brüder und Schwestern,

unser Prophet (saw) sagte dereinst: „Almosen zu verteilen ist die Pflicht eines jeden Muslims.“ Seine Gefährten erwiderten: „Und wenn er nichts besitzt, um damit Almosen zu verteilen?“ – „Dann verdingt er sich als Arbeitskraft. Somit hilft er sich selbst und kommt in die Lage, Almosen zu vergeben“, antwortete der Prophet (saw). „Und wenn er nicht die Kraft hierzu hat oder keine Arbeit findet“, fragten ihn seine Gefährten weiter. „Dann hilft er denjenigen, die in Not geraten sind und den Bedürftigen“, ließ sie der Prophet (saw) wissen. Seine Gefährten ließen nicht locker: „Und was, wenn er auch hierzu nicht im Stande ist?“ wollten sie wissen. „Dann rät er dazu an, Gutes zu tun“, antwortete der Prophet (saw). „Und wenn er auch dies nicht zustande bringt?“ fragten ihn die Gefährten: „Dann“, antwortete der Prophet (saw) „hält er sich zurück vor üblen Taten. Dies ist dann sein Almosen.“ [3] Es findet also jeder Mensch einen Weg, um etwas Nützliches zu tun.

Verehrte Gläubige,

es ist auch ein Hinweis auf unsere Aufrichtigkeit in unserem Glauben, wenn sich Letzterer in Form von rechtschaffenen und der Menschheit nützlichen Handlungen äußert. Nicht umsonst wird im Koran überall dort, wo vom Glauben (īmān) die Rede ist, auch gleich die Notwendigkeit von guten, rechtschaffenen Werken angesprochen. Und dies ist uns wiederum ein Hinweis darauf, dass ein Glaube ohne entsprechendes Handeln seinen Sinn nicht wirklich erfüllt. Schlussendlich ist ein Gläubiger derjenige, der seinen Glauben mit nützlichen Handlungen für sich und die Menschheit zu stärken sucht.

Erfolg wird uns hier drin - so wie in allen anderen Dingen auch - von Allah beschieden. Uns Gläubigen obliegt es jedoch, hierfür zunächst etwas zu tun und uns dahingehend zu mühen.

[1] Buchārī, Maghāzī, 35.
[2] Tirmizī, Birr, 36.
[3] Buchārī, Zakāt, 30; Adab, 33.

Kudret Çimen
Religionsbeauftragte der DITIB Eyüp Sultan Moschee in Nürnberg

2012-11-09    


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