Sehr geehrter Herr Giordano,
nach der Lektüre Ihres Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 12. August 2007 möchten
wir unser Angebot wiederholen und Sie zu einem offenen Gespräch in unser Gemeinde- und Gebetshaus in Köln-Ehrenfeld
einladen.
Wir möchten so eine Gelegenheit schaffen, die Raum bietet für eine offene und konstruktive
Auseinandersetzung mit Ihren, aber auch unseren Positionen und Ängsten. Damit folgen wir unserem Prinzip, Information und
kritischen Diskurs gegen die Furcht und das Befremden zu setzen und so die Integration der muslimischen Minderheiten in Deutschland
weiter voranzutreiben.
In der FAZ vom Sonntag nennen Sie die Punkte beim Namen, vor denen Sie sich
fürchten: den politischen Islam und seine Funktionsträger, die grüne Blauäugigkeit deutscher
‚Umarmer’ und die Sirenentöne der Taqiyya-Rhetoriker. Gerne möchten wir uns mit Ihnen über diese drei
gewichtigen Aspekte unterhalten, die uns letztlich so suspekt sind wie Ihnen.
Wir die DITIB bekennen uns zum
Grundgesetz und zu den Menschen-rechten. Schon während unseres Streitgesprächs im Kölner Stadtanzeiger TV haben wir
deutlich gemacht, dass Ehrenmorde und Beschneidung von Mädchen mit dem Islam in keiner Weise vereinbar sind, ebenso wenig wie
die Verletzung der Würde der Frau. Auch wollen Migranten in Deutschland nicht „blauäugig umarmt“ werden. Sie
wollen Gespräche auf Augenhöhe führen, ihre Rechte wahrnehmen und ihren Pflichten nachkommen.
In der
FAZ vom Sonntag nennen Sie unser laizistisches Islamverständnis ein „vorgegebenes“, das einer näheren
Prüfung nicht standhalten würde. Hinweise, die Sie zu dieser Annahme veranlasst haben, finden sich leider nicht. Wenn Sie
unserer Einladung Folge leisten - was wir sehr hoffen - könnte Ihr Besuch auch eine Gelegenheit für Sie sein, sich von
unserer Verbundenheit mit dem deutschen Grundgesetz zu überzeugen.
Außerdem werden Sie
Deutsch-Sprachkurse sehen und Hausaufgaben-betreuung für die Jüngeren. Sie werden Männer und Frauen sehen, die
gemeinsam arbeiten und in unserem Gemeinde- und Gebetshaus in Köln-Ehrenfeld Gemeinschaft erleben. Mit diesen Leistungen
arbeitet die DITIB für die Integration muslimischer Zuwanderer und damit für das Wohl einer zukunftsfähigen
Gesellschaft in Deutschland.
Die DITIB übernimmt damit ähnliche Aufgaben wie andere religiöse
Einrichtungen in Deutschland: die religiöse und soziale Betreuung ihrer Mitglieder. Natürlich ermöglichen wir Ihnen
bei dieser Gelegenheit auch ein Gespräch mit unserem Imam, der Ihnen seinen Ausbildungswerdegang und die Inhalte seiner
Ausbildung offen legen wird. Sie werden feststellen, dass von einer „Sonderausbildung“ nicht die Rede sein kann.
Herr Giordano, dass wir die Welt nicht immer mit gleichen Augen sehen und beurteilen, haben wir beide schon
während unseres Streitgesprächs im Kölner Stadtanzeiger TV gemerkt. Dennoch haben auch wir gemeinsame Ziele: die
Meinungs- und Religionsfreiheit, den Abbau von Vorurteilen sowie die Gleichberechtigung der Frau, um nur einige zu nennen.
Geben Sie uns in einem gemeinsamen Gespräch die Möglichkeit, Ängste auszusprechen und sie dort, wo sie auf
Irrtümern beruhen, zu beseitigen.
Ich hoffe sehr, dass Sie unsere Einladung ernst nehmen und
nicht von vornherein als Taqiyya-Rhetorik abwerten.
Wir freuen uns auf eine fruchtbare Diskussion mit
Ihnen!
Hochachtungsvoll,
Bekir Alboga
- Leitender Dialogbeauftragter der DITIB -
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