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2014-07-22 | Botschaft

Botschaft zur Nacht der Bestimmung

Wir nähern uns allmählich dem Ende des Ramadan, dem Monat, an dem wir den Segen des Tagesanbruchs, die Lust zum Teilen beim Fastenbrechen, die Begeisterung zum Teravih-Gebet erleben,  und spüren dabei Trauer und Freude zur gleichen Zeit. Wir sind traurig, weil wir vom Ramadan, dem besten und heiligsten Monat Abschied nehmen werden. Jedoch freuen wir uns, da wir uns der Nacht der Bestimmung nähern, der Nacht, die besser als tausend Monate ist und in der kommenden Mittwoch-Nacht stattfindet. In unserem heiligen Buch heißt es, die Nacht der Bestimmung sei „besser als tausend Monate“ (Surah al-Qadr, 97/1-5). Diese frohe Nacht ist der Anfang der Herabsendung des Koran, welcher das Rezept zur Befreiung für die ganze Menschheit ist; sie ist die Nacht, an dem Wohlbefinden die ganze Welt einkreist und Bittgebete und Reue angenommen werden. Die Nacht der Bestimmung ist die Nacht der Verherrlichung der Werte der Muslime und der ganzen Menschheit.

Wir können diese Nacht, die ihren Wert durch den Koran gewonnen hat –dem Buch, das das Lehrbuch des Geschöpfes und der Existenz, die Zusammenfassung des ganzen Universums und der Kompass zu unserer Erlösung ist - nur so wertschätzen, indem wir uns mit ganzem Herzen dem Koran zuwenden und seine einzigartige Botschaft an die Menschheit lesen, verstehen und ausleben. Denn der Koran wurde herabgesandt, um gelesen und verstanden zu werden; ebenso um im Leben des Individuums und der Gesellschaft ein Nachschlagewerk darzustellen. Wir können Heilung und Gnade nur dann erlangen, indem wir den Koran nicht nur lesen, sondern ihn auch verstehen und praktizieren. Dementsprechend ist der Koran nicht nur eine Informationsquelle; sie repräsentiert auch eine Art Landkarte, die für die ganze Menschheit als eine Chance dargeboten wird.

Je mehr wir den Wert des Koran schätzen, desto mehr können wir die Nacht der Bestimmung angemessen erleben. Nur wenn wir den koranischen Prinzipien des Rechts, der Wahrheit, der Moral und der Gerechtigkeit folgen, können wir die maximale seelische Entwicklung erreichen. Nur wenn wir die Botschaft des Friedens und des Wohls aus dem Koran wertschätzen, können wir die Engel Allahs wahrnehmen, die auf die Erde aufgrund der Errichtung des Friedens und des Wohlbefindens herunterkommen.

Jedoch müssen wir leider gestehen, dass während der nächtliche Himmel leuchtet, die Erdoberfläche umso mehr in die Dunkelheit getrieben wird. Wir sind zutiefst betrübt über die islamische Welt, die von Tag zu Tag immer mehr in Blut und Tränen versetzt wird. Es ist unfassbar, dass in solch einer Nacht und nach der Herabsendung solch eines Buches in den verschiedensten Ländern immer noch Blut vergossen wird, dass immer noch unschuldige Kinder sterben und immer noch Mütter weinen müssen; und es ist betrüblich, dass nach solch einem Buch, das zur Erlösung führt, immer noch Grausamkeiten, Gräueltaten und Ungerechtigkeit auf der Welt die Herrschaft führt.

Während wir zu den Abenden und Nächten im Ramadan, in unseren warmen Häusern alle denkbaren technischen Möglichkeiten, Bequemlichkeit, Frieden und Ruhe haben und mit unseren Kindern sorglos essen und das Fasten brechen, gibt es Brüder und Schwestern auf der Welt, die in Begleitung von Bomben und Waffen ihr Fasten beginnen und brechen.

Mit dieser Traurigkeit haben wir einen bitteren Ramadan erlebt.  Es ist die Verantwortung eines jeden Muslims, auf die Führer und Mächte weltweit, die keine Rechte kennen und immer mehr Zügellosigkeit und Maßlosigkeit aufzeigen, zu reagieren und Gegendruck auszuüben; kurz gefasst: jeder Muslim muss für den Weltfrieden und das Wohl der Menschheit Schlüssel zum Guten und Schloss zum Bösen sein. Diese Aufgabe und Verantwortung ist auch aus dem Grund verpflichtend, um der Seeligkeit, der heute Nacht auf die Erde herunterkommenden Engel und des Erzengel Gabriel entsprechende Ergiebigkeit zu besitzen. Lasst uns in dieser heiligen Nacht mit diesem Bewusstsein für unsere verletzten und ungerecht behandelten Brüder und Schwestern, die den Fastenmonat unter Tyrannei und Unterdrückung verbringen, beten. Lasst uns Allah anflehen, damit die ganzen Spaltungen und Teilungen in der muslimischen Welt ein baldiges Ende haben und damit wir uns noch einmal in Erinnerung rufen, dass „die Gläubigen wie die Glieder eines Körpers“ sind.

Mit diesen Eindrücken und Gedanken gratuliere ich weltweit allen, vor allem in Deutschland lebenden Muslimen zur Nacht der Bestimmung. Ich erhoffe und bete zu meinem Herrn, dass zum Wohl der heutigen Nacht dem Blutvergießen und den Tränen in den muslimischen Ländern ein Ende gesetzt wird und dass all unsere Brüder und Schwestern in Frieden und Zuversicht das Ramadanfest willkommen heißen.


Prof. Dr. Izzet Er
Vorstandsvorsitzender