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2013-06-04 | Grussbotschaft

Grußbotschaft zur Mi’radsch-Nacht


Am Mittwoch, den 5. Juni 2013, in der Nacht auf Donnerstag, begehen wir die Mi’radsch-Nacht, die Nacht der nächtlichen Himmelfahrt des Propheten (saw), da er, stellvertretend für die ganze Menschheit, in die Gegenwart Allahs, von Ihm selbst in diese, Seine Gegenwart erhoben wurde. So manche Gnade und so manches Geschenk wurde dem Propheten (saw) hier erwiesen.

In zwei Schritten ist dieses Ereignis dabei erfolgt. Zuerst erfolgte derisrāʾ, die nächtliche Reise und dann dermi’rādsch, die Erhebung in den Himmel. Eines Nachts wurde unser geliebter Prophet (saw), als er gerade in der Masdschid al-Haram sich befand, von hier zur Masdschidal-Aqsa in Jerusalem gebracht. Von dort aus weiter in höhere Sphären und schließlich in die Gegenwart des Erhabenen Schöpfers. Unterwegs konnte er wandeln und schauen die Werke Seiner unendlichen Macht. Zusammengefasst steht der Miradsch und damit die Miradsch-Nacht, die sich Donnerstagnacht wieder jährt, für ein Ereignis, das so manche Weisheit und so manches Geheimnis in sich birgt.

“Fern aller Makel ist Der, Der Seinen Diener (Muhammed), um ihm von Unseren Zeichen zu zeigen, eines Nachts von der Masdschid al-Haram zur Masdschid al-Aqsa brachte, deren Umgebung Wir gesegnet haben. Wahrlich, Er ist wohl hörend und wohl sehend.“heißt es in Vers 1 der Sure Isra, womit wir auch gleichzeitig Nachricht erhalten von dieser gesegneten Reise. Dieser Reise, die uns auf ontologischer Ebene die Sphären der Wahrheit reisen lässt und in metaphysischer gewahren, dass die glaubenden Herzen, die entbrennen im Verlangen, sich Allah geistig-spirituell nähern zu können, dafür auch einen gewissen Weg zurück legen müssen. Der Miradsch erzählt uns in diesem Sinne von der Reise des Menschengeschlechts. Denn erschaffen als Wesen mit Würde, ist er auf einer Art Suche und damit Reise, unterwegs sich anzueignenund zu mehren Tugendhaftigkeit. Er symbolisiert damit auch, der Mir’adsch, sein Erklimmen höherer Ränge, seinen Werdegang vom menschlichen Wesen hin zum Menschen mit Würde.

Dabei darf er nicht nur als eine Reise in die Himmel begriffen werden, sondern auch eine solche in das eigene Selbst und die Verantwortung, die uns hieraus erwächst,bürdet uns eine Aufgabe auf. Die Erhöhung unseres Propheten (saw) in die Himmel vor Augen, nachzudenken über den Aufstieg auch des Menschen.

Zu den Geschenken, die unser Prophet (saw) aus dieser seiner Reise mitbrachte, gehört auch das Ritualgebet. In dieser Nacht wurde den Muslimen das Ritualgebet als Pflicht auferlegt. Und wie bedeutend das Ritualgebet ist für den Aufstieg des Menschen, erkennen wir auch an der Umschreibung, die der Prophet (saw) selbst für dieses Ritualgebet benutzte. Er nannte es “den persönlichen Miradsch des Gläubigen”. Dieser Gottesdienst ist ein immens wichtiger und wirkungsvoller für den Aufstieg des Menschen. Denn im Gebet wenden sich Gläubige nicht nur mit Körper, sondern auch und gerade mit dem Geist an ihren Herrn und Schöpfer. Das Glück, das sie dabei überkommt, das Wissen darum, stets unter Seiner Beobachtung und Seiner Unterstützung habhaft zu sein, lässt Gläubige auch nach dem Gebet so handeln in ihren individuellen und gesellschaftlichen Beziehungen, als stünden sie noch in Seiner Gegenwart und würden dabei von Ihm geschaut. Dies lässt sie mit Vorsicht walten und mit Verantwortung handeln und damit insgesamt sie werden zu Gläubigen vollkommen in Moral und Ethik.

Wir sind nun mit den gesegneten drei Monaten in einer Atmosphäre, die besonders segenreich ist. Hier drin werden uns noch begleiten weitere besondere Nächte. Möge diese Atmosphäre und mögen uns diese Nächte Gelegenheit sein, individuell wie gesellschaftlich näher zu rücken und wichtiger noch, in uns selbst zu gehen und zu gewahren wie nah uns unser erhabener Schöpfer ist. Diese besondere Nacht sollten wir auch zur Gelegenheit nehmen, um uns selbst zur Rechenschaft zu ziehen. Um uns zu fragen, ob wir auch alles richtig gemacht haben oder machen. Sind wir vermögen, uns in dieser Nacht einer Revision zu unterziehen und uns zu läutern, sind wir vermögen damit nicht nur unseren Mitmenschen, sondern dem ganzen Universum mit Liebe und Freundschaft zu begegnen, die Weisheit zu blicken, die hier immanent ist und sie als Segen zu sehen, so werden wir diese Gelegenheit gebührend genutzt, als Individuum wie als Gesellschaft den Miradsch richtig verstanden haben.
   
Die Zeit, sie rinnt nur so davon. Nächte wie diese sind uns daher stets eine Atempause. Wir sollten sie auch als Wendepunkte ansehen, in denen wir erneuern unsere Hoffnung. Uns in und mit Gebeten an unseren Schöpfer wenden. Den Wert um solche Momente zu schätzen wissen und hier folgen dem Aufruf des Koran: „Was kümmerte sich mein Herr um euch, wenn ihr ihn nicht anrufet.“ Denn auch das Gebet ist dem Menschen ein Miradsch. Es ist ein starkes Band zwischen ihm und dem Schöpfer. Das größte Treffen für den Menschen, mit dem er überwindet seine Einsamkeit auf Erden. Und trifft auf dieses Gebet dann auchdie reumütige Abkehr des Menschen, haben wir eine der schönsten Formen vor uns der Läuterung, des Findens zu sich selbst und des Wissens um sich selbst und schließlich des Findens zum Schöpfer.

Wir sollten an diesem Tag auch wieder Freunde und Verwandte anrufen, besuchen, auf jeden Fall aber uns nach ihrem Befinden erkundigen und sie glücklich stimmen. Gibt es gebrochene Herzen, diese unbedingt wieder gewinnen, Streitereien ein Ende setzten. Denn unser Sein in Gesellschaft sollte bestimmt sein von Frieden, Friedfertigkeit und Freundschaft. Den Bedürftigen und Notleidenden sollten wir helfen nach Möglichkeit, ihnen unsere helfende Hand ausstrecken und Freud wie Leid, beides mit derselben Empfindsamkeit teilen.

Möge diese Nacht bedrängten Menschen, möge sie den bedrängten Herzen, bedrängt, weil sie vernachlässigt haben die immateriell-geistige Seite ihres Lebens, möge sie ihnen wieder Frieden bringen. Der DITIB-Dachverband mit all seinen Landesverbänden und Ortsgemeinden wünscht denLandsleutenund Muslimen in Deutschland eine gesegnete Miradsch-Nacht.Mögen die Gebete in dieser Nacht der islamischen Welt Einheit und Zusammenhalt bringen, der Menschheit Frieden und Eintracht und den Gläubigen Läuterung und Vergebung. Dem gelten meine Gebete… 


Prof. Dr. Izzet ER
Vorsitzender DITIB-Dachverband